Mit Risiken umgehen lernen

Heute hier und morgen dort. Das Expat-Leben stellt uns vor große persönliche Herausforderungen. Es birgt Veränderungen, neue Erfahrungen und Eindrücke. Kein Wunder also, wenn sich unser Gedankenkarussell in einem rasanten Tempo dreht. Nicht selten bleibt es jedoch beim nagenden Gefühl der Verunsicherung stehen.

Was hält die Zukunft im Ausland für uns bereit? Je mehr Faktoren unbekannt sind, desto stärker wächst unser Gefühl der Unsicherheit. Je weniger wir planen und entscheiden können, desto mehr fühlen wir uns dem Schicksal ausgeliefert.

Unser persönliches Sicherheitsbedürfnis kann zudem durch äußere Einflüsse und Geschehnisse beeinträchtigt werden. Die jüngsten Terroranschläge haben uns vor Augen geführt, dass in einer ohnehin unsicheren Welt auch nahe und vertraute Gefilde schnell zur Kriegszone werden können. Spätestens seit dem 11. September 2001 ist der Gedanke an mögliche Terroranschläge für viele von uns ohnehin ein ständiger Reisebegleiter.

Die Medien rufen täglich diverse unkalkulierbare Bedrohungen in unser Bewusstsein. Ist unsere persönliche Sicherheit ohnehin nur eine Illusion? Häufen sich die Schreckensmeldungen und ereilen sie uns zudem in einer Zeit, in der wir ohnehin angespannt sind, nimmt unsere Risikowahrnehmung drastisch zu. Phasen der Unsicherheit können dann zu massiven Ängsten, Stimmungsschwankungen, Frustration und einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit führen.

Wie können sich Expats, die durch ihre besonderen Lebensumstände immer wieder unstete Zeiten erleben, negative Denkmuster durchbrechen und mit Ungewissheit, Verunsicherung und lokalen Risiken klarkommen?

Ungewissheit akzeptieren

Erfahrene Expats berichten, dass sie das Auslandsleben vor allem gelehrt hat, mit der Ungewissheit bewusst umzugehen und diese als Preis für ein ansonsten spannendes und bereicherndes Leben zu betrachten. Nicht zu wissen, wo man in einem Jahr wohnen wird, ist beispielsweise für die meisten Menschen schwer vorstellbar. Für viele Expats gehört dies mit dazu. Abgesehen dacon kann auch wer dauerhaft an einem Ort lebt, durch unvorhergesehene Ereignisse aus einem durchgeplanten Alltagsleben herausgerissen werden, sei es durch einen Unfall, Krankheit oder familiäre Umstände. Eine ungewisse Zukunft ist daher eigentlich allen Menschen gemeinsam.

Langjährige Expats haben jedoch durch die äußeren Rahmenbedingungen iherer Tätigkeit bereits akzeptieren gelernt, dass sie nie genau planen können, was als nächstes kommt. Für sie gehört ein gewisses Maß an Unsicherheit einfach zum Expat-Leben dazu.Vor diesem Hintergrund können sie meist auch Katastrophen, Anschläge und widrige Lebensumstände im Gastland besser bewältigen.

Auf die innere Haltung kommt es an

Doch wie erreichen Neuankömmlinge im Ausland diese gelassene Haltung der alten Hasen? Geschieht in unserem Leben etwas Unvorhergesehenes, versetzt uns das häufig erst einmal in Panik. Eine direkte Folge sind negative Projektionen: Wir malen uns aus, was alles geschehen könnte und reagieren darauf, als wären unsere Vorstellungen bereits unabwendbare Tatsachen. Es ist wichtig, unterscheiden zu lernen: Nur was gerade geschieht, ist real. Alles andere ist eine weitere Fahrt im Gedankenkarussell.

Bei sich manifestierenden Ängsten sollten wir uns daher nur eine Frage stellen: Ist es absolut wahrscheinlich, dass unsere Befürchtungen eintreten? In der Regel wird die Antwort lauten, dass neben dem persönlichen Worst-Case-Szenario noch viele andere Möglichkeiten bestehen. Das subjektiv wahrgenommene Risiko fällt meist viel höher aus als das objektiv gemessene – ein bekanntes Beispiel ist die statistische Tatsache, dass Fliegen immer noch das sicherste Verkehrsmittel ist.

Übrigens haben Psychologen der Harvard University eine Studie mit dem aussagekräftigen Titel „A wandering mind is an unhappy mind“ veröffentlicht: Menschen haben die einmalige Fähigkeit, sich auf Dinge zu konzentrieren, die gar nicht passieren. Das gibt uns zwar die Möglichkeit, aus der Vergangenheit zu lernen und in die Zukunft zu planen. Gleichzeitig bringt es uns aber auch dazu, uns Dinge detailgenau vorzustellen, die eintreten könnten. Diese Gedanken und Annahmen verbauen uns nicht selten die Chance, glücklich zu sein und das Leben zu genießen.

Wer sich um die Zukunft sorgt, sollte also versuchen, bewusster in der Gegenwart zu leben. Genießen Sie das Hier und Jetzt. Unternehmen Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen. Tauschen Sie sich mit Freunden über Ihre Sorgen aus, aber unterhalten Sie sich auch über vergnügliche Dinge. Suchen Sie nur den Umgang mit Menschen, die Ihnen Energie geben und Sie unterstützen. Vermeiden Sie den Kontakt zu Personen, die Ihre Ängste weiter schüren und Sie negativ beeinflussen. Vor allem die Lieben in der fernen Heimat neigen dazu, potenzielle Gefahren des Gastlandes sorgenvoll zu betrachten. Meist beruht ihr Wissen auf der Medienberichterstattung.

Und auch Sport oder Aktivitäten in der freien Natur helfen, in wieder freier durchzuatmen. So reduzieren Sie den emotionalen Stress und bremsen das Gedankenkarussell.

Kontrolliert nachdenken, richtig informieren

Natürlich müssen wir uns den Dingen auch stellen, uns beispielsweise für oder gegen die Entsendung in ein Land entscheiden, das gewisse Risiken birgt. Tun Sie dies aber, indem Sie zu einer selbst festgelegten Zeit kontrolliert über Ihre Optionen nachdenken. Gehen Sie Alternativen durch und entscheiden Sie dann nach bestem Wissen und Gewissen. So halten Sie die Dinge überschaubar und überfordern sich nicht durch immer weiter gezogene Gedankenkreise. Vertrauen Sie darauf, die richtige Entscheidung treffen zu können und mit neuen Herausforderungen klarzukommen. Gerade in einem turbulenten Umfeld fern der ausgetretenen Pfade des Alltags finden wir sehr viel mehr innere Kraft als gedacht.

Unsicherheit empfinden wir, wenn wir mit Gefahren konfrontiert werden, die wir nicht kennen und einschätzen können. Je nach Entsendungsland können das beispielsweise ausgeprägte Formen von Gewalt und Kriminalität, politischen Unruhen, aber auch giftige Schlangen, Spinnen und Insekten, Krankheiten, Naturkatastrophen und vieles andere mehr sein. Hier gilt es, sich über Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen angemessen zu informieren und diese genau einzuhalten.

Je mehr Sie wissen, umso sicherer fühlen Sie sich, mit diesen Bedrohungen umgehen zu können. Lassen Sie sich also nicht durch Statistiken und Berichte anderer verängstigen, sondern lernen Sie, in Ihrem Umfeld sicher zu leben. Versuchen Sie auch in diesem Kontext, unkontrollierten Gedankengängen darüber, was Ihnen alles zustoßen könnte, einen Riegel vorzuschieben.

Ein Rückzug, ein Sich-Abschotten ist hingegen immer der falsche Weg. Jedes Vermeidungsverhalten, das aus Unsicherheit resultiert, führt zur Verstärkung der Ängste. Besser ist es, sich selbst die persönliche Verunsicherung einzugestehen, dann aber Wege der Bewältigung zu finden.

Persönliche Stabilität als Schutzschild

Drastische Einschnitte in unserem Leben fordern uns auf, aktiv zu werden, anstatt zu verharren. Blicken wir auf Zäsuren in unserer Vergangenheit zurück, erkennen wir, dass sie häufig letztenendes zu großen Verbesserungen geführt haben. Wer den Mut hat, sich dem Leben bewusst zu stellen, gewinnt vor allem eines: Kontrolle. Die subjektiv empfundene Sicherheit steigt. Risiken und Ängste bringen uns dann nicht mehr so leicht aus der Balance. Nach einer Phase der Ungewissheit nehmen wir die Zügel schnell wieder in die Hand. Nur wenn wir aktiv sind, lässt sich das lähmende Gefühl des Ausgeliefertseins und der Hilflosigkeit überwinden. Wir fühlen uns wieder stark.

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.


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