Interkultureller Messeguide Ostasien

Beim Aufbau eines Messestands in China, Japan oder Korea gilt es, einige Besonderheiten genau zu beachten. So ist beispielsweise ein geteilter Stand hier nicht zu empfehlen, da es eine höfliche Pflicht wäre, den Messebesucher stets zum anderen Teil des Standes zu bringen oder auch am Ende des Gesprächs hinauszubegleiten. Dabei steht das Bewusstsein im Vordergrund, dass man als Standinhaber die Fürsorge für den Gast verinnerlicht hat. Des Weiteren sollte der Stand nicht auf einer leichten Erhöhung mit Stufen gebaut sein, denn für gewöhnlich ziehen sich Japaner die Schuhe aus, bevor sie einen Raum über Stufen betreten. Wer aber tut das gerne auf einer Messe?

Am Messestand sollten außerdem genügend Sitzgelegenheiten vorhanden sein. Die Stühle und Tische müssen jedoch eine geeignete Höhe haben, da Asiaten im Durchschnitt kleiner sind als Europäer. Es empfiehlt sich also nicht, einfach das Stehtisch-Sortiment von der letzten Messe in Deutschland einzupacken! Im Gegensatz zu vielen Deutschen legen die technikbegeisterten Asiaten sehr viel Wert auf die modernste Hightech-Ausstattung des Messestands.

Kleiderordnung

In Ostasien ist die Kleidungsetikette im Geschäftsleben strenger als bei uns in Deutschland. Bei einem Messeauftritt gilt daher ganz besonders: eher konservativ. Das bedeutet, Männer tragen Anzug und Frauen ein Kostüm – ab schulterlangem Haar sollten dieses hochgesteckt werden. Messehostessen dürfen jedoch auch Miniröcke tragen. Bei ihnen sollte man auch die asiatischen Schönheitsideale beachten: So gelten ovale Gesichter bei Asiaten als schön, wohingegen Deutsche bei Asiaten oft runde Gesichter bevorzugen. Auch sollte die Hostess etwas älter sein, um dem in Ostasien geltenden Senioritätsprinzip gerecht zu werden.

Geschenke und Give-aways

Die Frage lautet hier: Wem gibt man was wann? Generell gilt: Kleinigkeiten werden nicht eingepackt, hochwertige Geschenke jedoch schon. Großer Beliebtheit erfreuen sich Schokolade (z.B. Lindt), Süßigkeiten (z.B. Haribo) und typisch deutsche Dinge. So könnte in Japan auf einer Messe im Jahr 2011 der goldene Lindt-Osterhase angeboten werden, da es sich hierbei um gute Qualität, eine goldene Verpackung und das Jahr des Hasen in Japan handelt. Weiterhin mögen Japaner Pfefferminz und Kaugummi.

Ein Schweizer Taschenmesser für Chinesen? Besser nicht. Denn in China bedeutet ein geschenktes Messer, dass man dem Beschenkten den Lebensfaden abschneiden möchte.

Gestaltung von Informationsmaterial und Visitenkarten

Grundsätzlich gibt es für die Gestaltung von Informationsmaterial in Ostasien keine genauen Vorgaben. Allerdings sollte man bei Fotos auf Prospekten auch auf die Darstellung von Asiaten (Einheimische des Ziellandes) achten und eher die – soweit vorhanden – soziale, gemeinschaftliche Seite des beworbenen Produkts in den Vordergrund rücken.

Die Farbgebung kann bei Broschüren individuell auf den Firmenauftritt und das Produkt abgestimmt sein. Doch bestimmte Farbbedeutungen sollten Beachtung finden: Rot ist zum Beispiel in Korea nicht sehr gerne gesehen, da die Farbe an Blut und den Tod erinnert. In China wiederum gilt Rot als Glücksfarbe, Weiß hingegen wird mit Trauer in Verbindung gebracht.

Visitenkarten spielen in vielen asiatischen Ländern eine besondere Rolle – und jeder besitzt eine. Und um es einmal salopp auszudrücken: „Jeder, der in China Taxi fährt, ist Präsident.“ Das heißt nichts anderes, als das selbst Personal, das in der Hierarchie eher unten angesiedelt ist, in Asien einen wichtig klingenden Titel auf der Visitenkarte stehen hat. Im Umkehrschluss muss man daraus ableiten, dass Titel wie Ingenieur oder Manager in Asien nicht viel Wert sind. Hier gibt es spezielle Titellisten, die für den asiatischen Markt geeignet sind.

Generell zeigen Visitenkarten an: Wer steht hier vor mir? Somit besitzt eine Visitenkarte immer eine besondere Bedeutung, um den ersten Eindruck sowohl zu untermalen als auch zu zeigen, welche Position in der Hierarchie man selbst bekleidet. Auf einer Messe sollten immer genügend Visitenkarten verfügbar sein!

Die Visitenkarten sollten zweisprachig, in Englisch und in der Landessprache, gestaltet sein. Außerdem sollte der Titel klar und deutlich zu erkennen sein. Ein individuelles Design der Visitenkarten ist hingegen – anders als in Deutschland – nicht üblich.

Auch die Entgegennahme von Visitenkarten unterliegt besonderen Regeln: Sie wird mit beiden Händen entgegengenommen, genau betrachtet und dann erst weggesteckt.

Ansprache der Besucher

Die Ansprache der Messestandbesucher kann in Asien aktiv betrieben werden. Sehr beliebt sind zum Beispiel Spiele, um die Besucher an den Stand zu locken.

Generell wird die persönliche Begrüßung durch die Übergabe der Visitenkarten eingeleitet. Das Handgeben ist somit hinfällig. Wichtig ist hierbei zu beachten, wen man vor sich hat – Chinese, Japaner, Koreaner? Hier darf es keine Verwechslung geben. Erkennen können Sie die Nationalität am einfachsten am Namen auf der Visitenkarte. Achten Sie hierbei auch immer auf die Hierarchien und den damit verbundenen Respekt!

Im Gegensatz zu vielen Deutschen betreiben Asiaten gerne Smalltalk. Während man in Deutschland gerade in geschäftlichen Unterredungen schnell zum Punkt kommen möchte, ist hier zunächst das „gute Gefühl“ ausschlaggebend: „Du bist mein Freund“ – erst diese Erkenntnis bildet die Basis, um anschließend Geschäfte zu machen.

Smalltalk ist also ein wichtiger Türöffner! Statt der direkten Frage: „Darf ich Ihnen meine Produkte zeigen?“ sollte man an einem asiatischen Messestand zunächst also lieber Fragen stellen wie: „Hatten Sie eine gute Anreise?“, „Wie geht es Ihnen?“, „Wie ist das Wetter bei Ihnen?“. Und keine Sorge: Die Frage nach den Möglichkeiten, miteinander Geschäfte zu machen, kommt ganz von alleine. Allerdings sollten Sie aufgrund des Zeitdrucks auf einer Messe den Smalltalk auch nicht allzu sehr ausdehnen.

Wichtig zu wissen ist auch: In Asien kommen die Entscheider oft erst an späteren Tagen der Messe. An den ersten Tagen wird hingegen nur Personal geschickt, das die wichtigsten Stände identifizieren soll, bei denen sich ein späterer Besuch lohnt.

Nach der Messe

Die Nacharbeit für eine Messe muss in Ostasien sehr schnell geschehen. Das bedeutet, dass Unterlagen und Muster nach Möglichkeit noch am selben Tag verschickt werden. Nicht erst eine Woche später! Das hat zur Folge, dass man bei einer Messe in Ostasien auf jeden Fall genügend Muster und Unterlagen dabei haben sollte.

Johannes Klemeyer, Redaktion

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