Nahezu zwei Drittel der indischen Milliardäre, die Forbes jedes Jahr listet, gehören zu einer der großen Businessfamilien. Nicht wenige davon zu den Marwaris, deren Erfolg legendär ist.
Wer sind die Marwaris und was ist das Rezept ihres Erfolgs?
Die Marwaris kommen aus West-Rajasthan, aus der Gegend um Shekawati. Das liegt in der Nähe der traditionellen Handelsroute Jaipur – Delhi. In der Vergangenheit wie heute eine der wichtigsten Handelswege in Indien. Sie dominierten den Handel in ganz Nord-Indien und siedelten sich bald in der Ganges-Yamuna Region an. Von dort gingen sie bald bis nach Bengalen. Der Bazaarhandel lag über viele Generationen ganz in den Händen der etwa 300.000 Familien großen Businesscommunity der Marwaris.Nahezu zwei Drittel der indischen Milliardäre, die Forbes jedes Jahr listet, gehören zu einer der großen Businessfamilien. Nicht wenige davon zu den Marwaris, deren Erfolg legendär ist.
Wer sind die Marwaris und was ist das Rezept ihres Erfolgs?
Die Marwaris kommen aus West-Rajasthan, aus der Gegend um Shekawati. Das liegt in der Nähe der traditionellen Handelsroute Jaipur – Delhi. In der Vergangenheit wie heute eine der wichtigsten Handelswege in Indien. Sie dominierten den Handel in ganz Nord-Indien und siedelten sich bald in der Ganges-Yamuna Region an. Von dort gingen sie bald bis nach Bengalen. Der Bazaarhandel lag über viele Generationen ganz in den Händen der etwa 300.000 Familien großen Businesscommunity der Marwaris.
Sie handelten mit Jute, Opium, Baumwolle, Textilien und spekulierten an den Börsen. Sie waren die Bankiers der Herrscher und verliehen Geld. Man sagt ihnen in Indien nach, dass sie den siebten Sinn für ein gutes Geschäft hätten. Wo sie investieren, geht es selten schief. Die Marwaris waren lange Zeit sozusagen die Warren Buffets Indiens. Ihre Businesserfahrung sprach sich schnell herum. Sie bestimmten durchaus risikofreudig, wo es wirtschaftlich lang geht, wie das Sprichwort sagt: „You don’t want to compete against a Marwari!“
Fünf Schlüssel des Erfolgs in der indischen Businesscommunity
1) Auf das Wort eines Kaufmanns muss Verlass sein. Sein Wort gilt. So auch bei den Marwaris. Vertrauen ist die Grundlage für gute Geschäfte. Was ein Marwari verspricht, das hält er zuverlässig ein (sakh = Vertrauen). So war es über Jahrhunderte lang in Indien üblich, bargeldlos zu zahlen. Gehandelt wurde über sog. Hundi, eine Art Scheck, mit dem der Verkäufer in jeder x-beliebigen indischen Stadt die unterzeichnete Summe abholen konnte, ohne das Risiko des Bargeldtransfers auf den langen Handelswegen zu haben.
2) Der zweite Schlüssel zum Geschäftserfolg ist die Präsenz, man könnte auch sagen, die visibility, im Markt. Das geht ganz einfach. Jeden Tag sitzt der Händler in seinem Geschäft auf einer Matratze (= gaddi), die mit einem weißen Tuch überzogen ist. Das ist heute noch in den indischen Bazaars zu sehen. Von morgens bis Abends ist er da. Er redet mit den Leuten, verhandelt Preise, ist ansprechbar. Neben sich den wichtigsten Angestellten, den Bookkeeper, der alle Geschäfte detailliert notiert. Der Eigentümer arbeitet. Auch wenn er es sich leisten könnte, sich auf seinem Reichtum auszuruhen, wird er das nicht tun. Denn: „The footprint of the owner is the best fertilizer!“ Er geht mit gutem Beispiel voran und motiviert dadurch seine Angestellten. Seine Arbeit ist die Messlatte. Entsprechend auch der Führungsstil: „Delegate but monitor!“
3) Die Marwaris verliesen Rajasthan, um Handel zu treiben. Wo sie hinkamen, errichteten sie ein Hotel, d.h. einen Schlaf- und Essensplatz, an dem man sich treffen konnte, um sich auszutauschen. Der Begriff dafür ist Basa. Eine Infobörse vom Feinsten. Hier wird networking betrieben, hier werden die neuesten Geschichten von den Handelswegen erzählt, über Trends geredet, Empfehlungen oder auch Warnungen ausgetauscht. Man ist unter sich. Marwaris halten zusammen trotz Wettbewerb. Neulinge konnten erste Erfahrungen sammeln und sich der Unterstützung der Businesscommunity sicher sein. Man kennt sich und hilft sich. So werden die Marwaris stark. Ganz opportun ist es auch, dass Geld zu Geld heiratet. Die Tochter eines reichen Marwaris zu heiraten, ist eine ganz unanstößige strategische Businessplanung.
4) Innovationsmanagement ist der nächste Baustein für den Erfolg der Marwaris. Sie waren allen technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, die ihnen halfen, den Handel zu optimieren. Dazu gehört auch die schnelle und zuverlässige Übermittlung von Nachrichten. Brieftauben flogen die Botschaften von einem zum anderen. Signalspiegel und ein entsprechender Übermittlungscode wurden benutzt und kurz nach ihrer Markteinführung bereits Telegrafen. Als erste über wichtige Informationen zu verfügen, ist ein Marktvorteil. Das erkannten die Händler schnell.
5) Damit verwandt ist der fünfte Schlüssel zum Milliardenerfolg der Marwaris: Die Möglichkeiten nützen, die sich bieten und Ausschau nach neuen Möglichkeiten zu halten und sofort in die zu investieren. „Making lemonade out of lemons!“ Nütze die Gelegenheit. So liehen die Marwaris den Moghulkaisern genauso Geld wie den Maharajas, sie verbündeten sich mit den Engländern, um mit ihnen im Geschäft zu sein und sie sind heute Partner in vielen erfolgreichen Joint ventures. Denn sie haben etwas, was ausländische Firmen dingend brauchen, wenn sie in Indien Fuß fassen möchten: Wissen, Fähigkeiten, die nötige Infrastruktur inklusive Kapital und vor allem verlässliche Netzwerke.
Hier gilt: Einfach nachmachen und der Erfolg ist Ihnen sicher!
Prof. Dr. Simone Rappel
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