Ist eine Gleichstellung von Frau und Mann in golfarabischen Ländern überhaupt möglich? Welche Regeln bestimmen in islamisch geprägten Ländern, ob Frauen berufstätig sein und sogar die Führungsebene erreichen können? Fragen, die pauschal nicht beantwortet werden können. Es bedarf dazu einer differenzierten Herangehensweise.
Unterschiedliche Interpretation des Korans
Blättern wir doch ein wenig im Koran, um uns dem Thema anzunähern. In den Schriften stoßen wir auf interessante Stellen, wie etwa an jene, in der nach dem Propheten Mohammed auch Frauen sich bilden und arbeiten dürfen, dies sogar sollten. Chadidscha, die erste Frau des Propheten Mohammeds beispielsweise war eine angesehene Handelsfrau.
Dass muslimischen Frauen oftmals die Berufstätigkeit verwehrt wird, ist demnach nicht auf den Koran, sondern vielmehr auf regionale Traditionen und mangelnde Bildung zurückzuführen. Das Ausüben eines Berufes bleibt daher in manchen islamischen Ländern und Regionen ein Privileg, das nur Männern zusteht.
Hinzu kommt, dass der Koran, der in vielen Teilen großen Interpretationsfreiraum lässt, nur von Männern ausgelegt wurde und wird. Wenn es nunmehr heißt, im Koran steht …, dann ist diese Deutung durch Männer erfolgt und oftmals sehr patriarchalisch. Obendrein hängt die Auslegung des Korans auch mit dem politischen System zusammen, in dem die Gelehrten leben.
Unterschiedliche Auslegung der Schariah
Am Beispiel der Schariah, dem islamischen Recht, wird klar, dass dessen Auslegung völlig unterschiedlich sein kann und demzufolge völlig verschiedene Konsequenzen nach sich zieht. Während die Deutung eines religiösen Gesetzes in Saudi-Arabien lange Zeit das Fahrverbot für Frauen bedeutete, hat die Schariah im Emirat Schardscha der Vereinigten Arabischen Emirate dies nicht bewirkt.
Islamische Frauenbewegung
Neuerdings formiert sich in der islamischen Welt eine Frauenbewegung, die sich mit solchen Koranstellen befasst. Mit ihren Studien wollen die Reformerinnen belegen, dass die Frau in den Schriften nicht an zweiter Stelle steht und nicht untergeordnet gesehen wird, sondern partnerschaftlich und unterstützend neben dem Mann auf derselben Stufe agiert.
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Dies alles macht deutlich, dass das unterschiedliche Hierarchieverständnis bezüglich der Geschlechterrollen in den golfarabischen Ländern nicht verallgemeinert und noch wichtiger nicht ausschließlich auf den Islam zurückgeführt werden kann.
Es gibt zum einen die aus Tradition und mangelnder Bildung überlieferten hierarchischen Strukturen und Verhaltensweisen, zum anderen gibt es die Auslegung des Korans, nach der einerseits alle Menschen vor Gott gleich sind, auch das Paradies und die Hölle stehen allen gleichermaßen offen. Andererseits wird diese Gleichheit durch die patriarchalische Deutung von Koranversen auf eine relative Gleichheit reduziert.
Welche Rechte und Pflichten für wen vorherrschend sind, werden dabei derart interpretiert, dass die Frau zu Gehorsam verpflichtet ist und zu Hause zu bleiben hat. Der Mann hat dagegen die Pflicht, sein Heim zu verlassen, um Frau und Kinder zu versorgen. Gleichzeitig hat er das Recht, sie zu züchtigen, wenn sie ihm nicht gehorchen.
Handlungsstrategien
Welche Schlüsse können Sie nun aus diesen Ausführungen für den Umgang mit Geschäftspartnern in der golfarabischen Welt ziehen?
Vorab sollten Sie sich genauestens über die Situation in puncto Gleichstellung von Mann und Frau wie auch Hierarchie im Allgemeinen informieren, die in dem golfarabischen Land, das Sie besuchen, vorherrscht.
Werden Frauen dort im Geschäftsleben akzeptiert oder nicht? Während das etwa in Saudi-Arabien nicht der Fall ist, sind Frauen in anderen Staaten in den Berufsalltag integriert. Bei einer Messe in Saudi-Arabien darf dagegen keine Frau Kunden an einem Stand bedienen.
Frau als Führungskraft
Wenn Sie als Entscheider eine Frau in einem golfarabischen Land in einer Führungsposition einsetzen möchten, dann ist es hilfreich, wenn Sie den Mitarbeitern vor Ort klarmachen, wie wichtig die betreffende Mitarbeiterin für das Kollektiv ist und ihre bisherigen Verdienste für das Unternehmen hervorheben. Dadurch wird die Akzeptanz für die Frau in der Führungsposition höher.
Gut wäre es sicher zudem, wenn die von Ihnen für die verantwortungsvolle Position ausgewählte Frau eine gereifte Persönlichkeit ist. Eine junge Mitarbeiterin würde sich in Sachen Akzeptanz in einer Führungsrolle schwertun.
Und das Kopftuch?
Bei Geschäftsbeziehungen mit golfarabischen Ländern sollte bedacht werden, dass Frauen, die ein Kopftuch tragen, dies nicht zuletzt auch deshalb tun, um den öffentlichen Raum zu „erobern“. Dies ist in etwa vergleichbar damit, dass sich europäische Frauen im Geschäftsleben zurückhaltend kleiden, um akzeptiert und respektiert anstatt als Objekt gesehen zu werden. Das Tragen eines Kopftuches bedeutet in golfarabischen Ländern nicht, sich anzupassen oder gar unterzuordnen. Eine Kultur lässt sich nicht so leicht umstülpen. Also werden Frauen deren Regeln befolgen, um sich somit auf geschickte, diplomatische Weise Respekt zu verschaffen und ihr Ziel zu erreichen.
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