Wenn Expat-Eltern viel unterwegs sind

Je nach Entsendungsland und Aufgabe kann sich schnell herausstellen, dass die mit dem neuen Job verbundenen Geschäftsreisen zahlreich, beschwerlich und langwierig ausfallen – sei es wegen einer mangelhaften Infrastruktur oder auch einer lokalen Geschäftskultur, in der sich Meetings und Verhandlungen mit Geschäftspartnern über mehrere Tage oder Termine erstrecken und zudem Verpflichtungen am Abend umfassen. Da kommt die Zeit mit der Familie schnell zu kurz.

Involviert bleiben, geistig präsent sein

Für Expat-Väter (oder auch Expat-Mütter), die beruflich viel unterwegs sind, gilt es zunächst, bewusst die Entscheidung zu treffen, trotz physischer Abwesenheit am täglichen Familiengeschehen teilnehmen zu wollen, sich aktiv einzubringen. Das ist oft leichter gesagt als getan, denn einmal auf Reisen vergeht die Zeit oft schnell und der Anruf zu Hause rutscht immer weiter nach hinten. In Anbetracht einer hohen Zahl von Reisetagen ist es jedoch sehr empfehlenswert, den regelmäßigen Kontakt zu den Daheimgebliebenen zur unumstößlichen Gewohnheit werden zu lassen. Dazu zählen regelmäßige Anrufe, E-Mails, Skype mit Webcam, Social Media, SMS, Foto-Sharing etc. möglichst mit allen Familienmitgliedern.

Sie sollten also nicht nur Ihre Partnerin (Ihren Partner) am späten Abend die Ereignisse des Tages zusammenfassen lassen, sondern auch mit Ihren Kindern persönlich kommunizieren, auch wenn es nur kurz ist. Vielleicht gelingt es Ihnen hin und wieder, kleine Aufmerksamkeiten mit großer Wirkung ins tägliche Geschehen einzubinden: Wünschen Sie Ihrem Sohn vor der Mathearbeit „Viel Glück“ per SMS. Fragen Sie Ihre Tochter auf Facebook, wie es beim Zahnarzt war. So entstehen Nähe und Aktualität gleichermaßen. Erhalten Sie sich trotz der räumlichen Distanz die gemeinsame Familienwelt. Die Zeit dafür sollte zu den Prioritäten des Tages gehören – jederzeit und überall.

Zeigen Sie Ihrer Partnerin (Ihrem Partner) und Ihren Kindern durch besondere Gesten, wie wichtig sie ihnen sind: ein Brief, ein Päckchen oder Blumen erinnern daran, dass Ihnen Beziehung und Familie immer wichtig sind und bleiben, auch wenn es im Job gerade hochhergeht. Partnerschaft und Familienleben sind während der Auslandszeit oft großen Belastungen ausgesetzt, wirken Sie möglichen Krisen rechtzeitig entgegen!

Die Heimkehr positiv gestalten

Deshalb ist es genauso wichtig, nach einer längeren Zeit der Abwesenheit am nachfolgenden Wochenende besondere Präsenz zu zeigen. Familienausflüge, Filmabende, zusammen kochen oder gemeinsamen Hobbys nachgehen lassen alle wieder näher zusammenrücken. Hin und wieder macht es Sinn, mit jedem Familienmitglied auch einmal Zeit alleine zu verbringen: ein Dinner zu zweit, ein Camping-Trip mit dem Sohn oder eine Shopping-Tour mit der Tochter. Und auch die Kleinsten wissen es zu schätzen, wenn Papa (Mama) nur mit ihnen spielt und zwar ausgiebig.

Und besonders wichtig: Ist Familienzeit angesagt, bleibt das Handy aus – und auch die Gedanken sollten sich nicht um die nächste Arbeitswoche drehen. Zeit mit der Familie dient auch Ihrer Stressbewältigung!

Teilhaben lassen

Während Sie wissen, wo es bei der nächsten Geschäftsreise hingeht, ist für Ihre Familie mit dem Datum Ihrer Abreise im Kalender vor allem Leere verknüpft. Erzählen Sie von Ihren Reisen und Aufgaben. Denn wenn alle wissen, wo Sie sind und was Sie dort tun, entstehen lebendige Bilder, die mit Ihrer Abwesenheit assoziiert werden können. Ihre Abwesenheit wird im Gesamtzusammenhang betrachtet und man erwartet Sie gleichzeitig mit Spannung zurück, denn vielleicht gibt es viel zu erzählen.

Und natürlich verfehlen auch kleine Mitbringsel ihre Wirkung meist nicht. Es mag mühsam sein, zwischen Terminen und unter Zeitdruck für jeden etwas zu finden. Aber je mehr positive Gefühle mit Ihrer Abwesenheit und Rückkehr verknüpft werden, umso leichter fällt es der ganzen Familie, mit negativen Gedanken umzugehen.

Aber auch umgekehrt gilt: Lassen Sie sich in den Tagen nach Ihrer Rückkehr genau erzählen, was in Ihrer Abwesenheit geschehen ist. Es ist wichtig, dass Sie sich immer wieder auf den neuesten Stand bringen lassen, falls Sie nicht ohnehin von unterwegs regelmäßig mit allen sprechen konnten. Auch wenn die Mathearbeit von vorvorgestern schon längst vergessen ist, für Sie sind diese Informationen entscheidend, um im Familienleben involviert zu bleiben. Zeigen Sie Interesse und merken Sie sich, was Ihnen erzählt wird. Wer dies vernachlässigt, verliert bei Geschäftsreise Nummer 4 bereits den Anschluss.

Die Entwicklung Ihrer Kinder während Ihrer drei bis fünf Auslandsjahre ist massiv, Sie wollen nicht alles verpassen! Das Familienleben lässt sich nicht auf „später“ verschieben.

Was Expat-Partnerinnen tun können

Den Alltag in der Fremde zu managen, ist zweifelsohne eine große Herausforderung. Ist dann der Familienvater (die Familienmutter) über mehrere Tage oder Wochen nicht zu Hause, wird vieles noch schwieriger. Expat-Partnerinnen (Expat-Partner) sind daher oft frustriert, wenn viele Reisen auf der Agenda stehen. Es ist jedoch für alle hilfreich, diesem Frust die Stirn zu bieten. Versuchen Sie, sich Ihren Alltag trotz Abwesenheit Ihres Partners (Ihrer Partnerin) schön zu gestalten. Ihr soziales Leben sollte keinesfalls zum Stillstand kommen, weil Ihr Mann (Ihre Frau) auf Geschäftsreise ist. Planen Sie einige aufmunternde Aktivitäten ein, das wirkt sich positiv auf Sie persönlich, auf Ihre Beziehung und auf das Familienleben insgesamt aus.

Negative Bemerkungen über die Abwesenheit des Expats vor den Kindern übertragen sich hingegen sehr schnell auf die Stimmungslage der gesamten Familie. Besser ist es, sich darauf zu konzentrieren, dass der Vater (die Mutter) trotz Abwesenheit präsent ist und die Bindung zur Familie intakt bleibt.

Unterstützen Sie, dass Ihr Mann (Ihre Frau) regelmäßig mit seinen (ihren) Kindern am Telefon oder per E-Mail spricht. Ziehen Sie sich gegebenenfalls als „Hauptkommunikator“ der Familie etwas zurück, denn wenn sowohl Kinder als auch Expat wissen, dass Sie zu Hause alles im Griff haben und die Informationen verteilen, lehnen sie sich automatisch zurück und lassen Sie alles machen. Das tut dem Verhältnis zwischen Kindern und Vater (Mutter) keinesfalls gut.

Sind Gespräche nicht möglich, animieren Sie Ihre Kinder dazu, für den Papa (die Mama) eine Art Tagebuch zu schreiben, Bildercollagen anzufertigen, Videos aufzuzeichnen etc., damit sie ihm (ihr) bei seiner (ihrer) Rückkehr alles erzählen und zeigen können. Lassen Sie auch banale Alltagsdinge nicht einfach unter den Tisch fallen, sondern halten Sie sie fest.

Gestalten Sie außerdem den Tag der Rückkehr so schön wie möglich. Kochen Sie Lieblingsspeisen, lassen Sie die Kinder etwas Besonderes vorbereiten. Wälzen Sie nach der Ankunft nicht gleich die aktuellen Probleme, sondern genießen Sie die Zeit. So bekommen alle schnell gute Laune und bei der nächsten Abreise weiß jeder, wie schön die Rückkehr sein wird. Stichwort Quality time!

Möchten Sie, dass Ihr Partner (Ihre Partnerin) mehr ins Familienleben involviert ist, fällt Ihnen eine große Verantwortung zu, dazu die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Denn Ihr Einfluss zu Hause ist größer als der Ihres Partners (Ihrer Partnerin), der (die) viel unterwegs ist. Keine Frage, häufige, längere Geschäftsreisen machen das Leben einer Expat-Familie nicht gerade einfacher. Aber wie heißt es so schön: Es kommt immer darauf an, was man daraus macht!

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.


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