Mehrsprachige Mitarbeiter erhöhen Erfolg multikultureller Teams
Kulturell heterogene Teams sind oftmals erfolgreicher als homogene, da sie viele verschiedene Denkweisen einbringen und auf neuen, kreativeren Wegen zu originären Lösungen finden. Voraussetzung ist, dass ihnen ausreichend Zeit eingeräumt wird, um Hürden in der Teamentwicklung zu nehmen und nach und nach interkulturelle Synergien zu entwickeln.
Studien zeigen nun, dass nicht nur der kulturelle Hintergrund, sondern auch die Mehrsprachigkeit einzelner Mitglieder multikultureller Teams zu diesen Synergieeffekten beiträgt. Denn die Struktur einer erlernten Sprache beeinflusst ihr Denken und wie sie ihre Umgebung wahrnehmen. Personen passen zudem ihr Verhalten flexibel an das sprachliche Umfeld an, in dem sie sich befinden.
Persönlichkeitsmerkmale variieren je nach Sprache
In einem wissenschaftlich entwickelten Persönlichkeitstest der University of Connecticut mit zweisprachigen Teilnehmern veränderten sich die Persönlichkeitsmerkmale der Probanden je nach Sprache, in der der Test durchgeführt wurde. Nahmen Teilnehmer an der Englischen (USA) Version des Tests teil, traten Persönlichkeitsmerkmale wie Extravertiertheit und Pflichtbewusstsein stärker hervor. In einer Selbstdarstellungsübung rückten die Teilnehmer ihre erbrachten Leistungen in den Vordergrund. Dies passt zu Werten wie Erfolg und Durchsetzungsvermögen, die in einer individualistischen Kultur wie der amerikanischen geschätzt werden. Absolvierten die Probanden in ihrer anderen Sprache, Spanisch (Mexiko), den Test, dominierten in der Selbstdarstellung vor allem sozialere Themen wie Familie und Freizeit – typisch für kollektivistische, beziehungsorientierte Kulturen.
Fazit der Studie und weiteren Untersuchungen ist, dass Sprache die Persönlichkeit beeinflusst und zudem nicht von den kulturell geprägten Werten getrennt werden kann, die auf die Umgebung zutreffen, in der die Sprache erlernt wurde. Menschen sehen sich durch diese kulturelle Linse der Sprache, die sie sprechen. Dies wird besonders stark von Personen empfunden, die sowohl bikulturell (also in zwei verschiedenen Ländern) als auch zweisprachig aufgewachsen sind, weil jede Kultur samt dort erlernter Sprache identitätsstiftend wirkt. Daneben ändert sich die Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeiten je nach sprachlichem Umfeld auch deshalb, weil man bemerkt, wie andere Menschen auf einen reagieren. In Teams sind mehrsprachige Personen daher hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale kompatibler. Je nachdem mit wem sie in welcher Sprache sprechen, passt sich ihre Persönlichkeit den kulturellen Werten an.
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In abgeschwächter Form lässt sich die Veränderung der Persönlichkeit auch dann beobachten, wenn Erwachsene erst später im Leben eine Sprache neu erlernen. Tun sie das im sprachlichen Umfeld, wenn sie beispielsweise Japanisch in Japan lernen, werden ihre Beobachtungen, die sie dort über Japaner und die japanische Kultur machen, in ihr Bewusstsein als Japanisch-Sprecher aufgenommen. Lernen sie hingegen Japanisch in einem Klassenzimmer in Deutschland, werden sie höchstens von ihrem Lehrer und den Erfahrungen ihrer Mitlernenden beeinflusst und nehmen vielleicht noch einige Stereotype über Japan mit in ihr Bewusstsein auf. Ihre eigenen Überzeugungen behalten jedoch die Oberhand. Wer eine Sprache ganz ohne Kontext lernt, z. B. einfach nur mit einem Lehrbuch zu Hause auf dem Sofa sitzend, wird davon in seiner Persönlichkeit überhaupt nicht beeinflusst.
Mehrsprachige Mitarbeiter nutzen verschiedene Denkmuster
Wenn nun Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Hintergründen in einer gemeinsamen Sprache, z. B. Englisch, zusammenarbeiten, ziehen sie oft unterbewusst Konzepte aus den verschiedenen Sprachen heran, wenn sie sich unterhalten. So zaubert beispielsweise das englische Wort „put“ bei Deutschsprechenden verschiedene Bilder hervor, denn sie übersetzen das Wort je nach Kontext mit „legen“, „setzen“ oder auch „stellen“: Die Übersetzung „legen“ assoziiert, etwas horizontal hinzulegen, während „setzen“ mehr darauf hinweist, etwas hinzusetzen. „Stellen“ wiederum bedeutet, etwas vertikal zu platzieren. Jede dieser Bedeutungen gibt dem deutschen Sprecher automatisch Zugang zu neuen Möglichkeiten, sich einem praktischen Problem zu nähern. Auf diese Weise kann die Verwendung unterschiedlicher Sprachen in der multilingualen Zusammenarbeit zu neuen gedanklichen Verbindungen führen.
Darüber hinaus zeigen weitere Studien, dass Menschen rationellere Entscheidungen treffen, wenn sie nicht in ihrer Muttersprache arbeiten. Sie zeigen ein größeres kognitives Verständnis und eine reduzierte Angst vor einer möglichen Niederlage. Mehrsprachige Personen haben zudem oft eine größere Aufmerksamkeit, eine höhere Intelligenz und ausgeprägtere verbale Fähigkeiten wie auch eine bessere räumliche Wahrnehmung. Infolge struktureller Veränderungen im Gehirn, die in Tests ebenfalls nachgewiesen werden konnten, haben mehrsprachige Menschen eine erhöhte Fähigkeit, große Mengen an Informationen zu verarbeiten. Sie weisen ein hohes analytisches Denken auf, können leichter konzeptualisieren, haben eine hohe Gedächtnisleistung und eine ausgeprägte Geschicklichkeit. Diese kognitive Vielfalt macht sich in der Teamarbeit bezahlt, denn sämtliche Aufgaben werden von den einzelnen Teammitgliedern auf unterschiedlichste Weise betrachtet.
Fazit ist, dass ein multikulturelles Team, in dem die einzelnen Mitglieder mehrere Sprachen sprechen, das größte Potenzial hat, originäre Lösungen zu entwickeln und damit Wettbewerbsvorteile für das Unternehmen zu erzielen.
Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.
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