Kulturelle Unterschiede als Stressfaktor im Job

Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Begegnung über einen kurzen Erstkontakt hinausgeht und gemeinsame geschäftliche Vorhaben zum Erfolg geführt werden sollen.

Die Gründe der emotionalen Belastung sind meist an einen gewissen Orientierungsverlust gekoppelt: Im Gegensatz zu vielen anderen beruflichen Herausforderungen zuvor, die man stets erfolgreich gemeistert hat, kann man plötzlich das Verhalten von Kollegen oder Geschäftspartnern nur schwer einschätzen oder interpretieren. Die gewohnten Kommunikations- und Handlungsmuster funktionieren nicht mehr verlässlich. Schnell breitet sich Verunsicherung aus, wie man sich überhaupt verhalten soll? Auch der erfolgreichste Manager zweifelt plötzlich an seinen Kompetenzen.

Orientierungsverlust führt zu Stress

Interkulturelle Begegnungen können deshalb das Selbstwertgefühl eines Menschen bedrohen, insbesondere dann, wenn das Gefühl entsteht, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren. Die meisten suchen die Ursache ihrer Inkompetenz in sich selbst, finden aber keine zufriedenstellenden Antworten. Viele reagieren auf das Gefühl des persönlichen Versagens mit einem Rückzug bzw. einer abwartenden Haltung: Wie sieht mich der ausländische Geschäftspartner? Ist er mir gegenüber wohlgesonnen oder nicht? Bin ich meinen neuen Kollegen unsympathisch? Oder findet man mich hier sogar lächerlich? Mache ich mich zum Gespött der anderen? Misstrauen und die Angst vor Zurückweisung sind typische Reaktionen in interkulturellen Begegnungen. Hinzu kommen Befürchtungen über negative Konsequenzen und die Reaktionen im Unternehmen, die vermeintliche Fehlleistungen innerhalb eines internationalen Projektes aus der Distanz beobachten. Das Stressniveau nimmt entsprechend zu.

In einer Art Befreiungsschlag weisen viele die Schuld letztlich von sich und suchen sie bei den Angehörigen der anderen Kultur. Sie nehmen ihre ausländischen Geschäftspartner oder Kollegen dann als besonders unzulänglich oder unfähig wahr und treten ihnen gegenüber mit einer dementsprechend abschätzigen Haltung auf. Aber auch dieser Schutzmechanismus führt letztlich zu mehr beruflichem Stress und weniger zu einem erfolgreichen Kooperationsprojekt.


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Bestandteile einer interkulturellen Begegnung akzeptieren

Wer sich für längere Zeit beruflich in einem anderen Land aufhält oder erstmals mit ausländischen Kollegen zusammenarbeitet, läuft Gefahr, dass eine kognitive Orientierungslosigkeit und die damit verbundenen Ängste zu einer andauernden Stressbelastung führen, die als solche nicht auf den ersten Blick wahrgenommen wird. Wie kann man dieser Entwicklung von Anfang an entgegenwirken?

Hilfreich ist, die persönliche Orientierungslosigkeit in einem neuen Umfeld und die daraus resultierenden negativen Gefühl als normale Bestandteile einer interkulturellen Begegnung anzuerkennen. Dazu braucht man Geduld mit sich selbst und den ausländischen Kollegen und Geschäftspartnern. So wird es zur akzeptierten Selbstverständlichkeit, dass sich Kommunikation und Kooperation gerade in der Anfangszeit schwierig gestalten. Man rechnet also mit einer zusätzlichen Belastung.

Interkulturelles Coaching als Bewältigungsstrategie

Ebenfalls wichtig ist die persönliche Weiterentwicklung dahingehend, berufliche Situationen mit unbekannten Variablen und ungewissem Ausgang aushalten zu können – insbesondere dann, wenn man einen starken inneren Widerstand den fremdkulturellen Denk- und Verhaltensweisen gegenüber verspürt. Dies setzt wiederum voraus, interkulturell bedingte Probleme in der Zusammenarbeit als solche genau zu identifizieren – und rein emotionale Überreaktionen zu vermeiden.

Ein Coachingprozess kann beispielsweise dabei helfen, kulturelle Unterschiede und die persönlichen Reaktionen darauf zu erkennen und angemessene Handlungsstrategien zu entwickeln. Dies führt nach und nach zu mehr Orientierung im neuen fremdkulturellen Umfeld wie auch zu mehr Kontrolle über das Geschehen. Wer schließlich durch mehr Know-how interkulturelle Interaktionen im Job als spannende Herausforderung sehen kann, hat für sich selbst die beste Bewältigungsstrategie gefunden.

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.


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