Durch Körpersprache werden wichtige Informationen transportiert. Missverständnisse sind auf dieser Ebene häufig und vor allem nur schwer erkennbar. Darüber hinaus unterscheidet sich in einzelnen Kulturen die geschulte Wahrnehmung durch das Auge, was wiederum Einfluss auf den Wortschatz und Orientierungsmöglichkeiten hat.
Blickkontakt
In Deutschland schauen wir unser Gegenüber direkt an und signalisieren damit Aufmerksamkeit und Interesse. In nordafrikanischen Ländern oder auch in der Türkei ist direkter Blickkontakt unhöflich. Dort blickt Ihr Gegenüber eher respektvoll an Ihnen vorbei oder hält die Augen gesenkt auf den Boden. Japaner schauen bei einer Unterhaltung mehr in Richtungden Hals als in die Augen. Auch in anderen asiatischen Kulturen ist direkter Blickkontakt unhöflich. Jemanden direkt in die Augen zu schauen wird eher als Versuch verstanden, Dominanz auszuüben.
Körperkontakt
Körperkontakt ist in vielen Ländern von Geschlecht, Status und differenzierten kulturellen Regeln abhängig. Das Eindringen in den sozialen Raum des Gegenübers drückt jedoch in fast allen Ländern Dominanz aus. Im arabischen Raum kann fehlender Körperkontakt zwischen männlichen Geschäftspartnern als mangelndes Geschäftsinteresse gedeutet werden. Auch indische Geschäftspartner laufen gerne Hand in Hand über die Straße ins Restaurant oder legen ihrem Gesprächspartner die Hand auf das Knie. Südeuropäer stehen in Gesprächsrunden sehr viel dichter beisammen als Nordeuropäer und Asiaten, die die direkte Nähe als aufdringlich empfinden. Frauen gegenüber halten männliche Geschäftspartner jedoch in fast allen Kulturen respektvoll einen größeren Abstand.
Ja und Nein signalisieren
Wer Ja meint, nickt mit dem Kopf. Wer Nein sagt, schüttelt den Kopf. Diese Gesten sind weltweit verbreitet – aber es gibt Ausnahmen. In Indien, Pakistan und auch Bulgarien wird nicht genickt, sondern der Kopf wird hin und her gewogen, bei uns mit einem „naja vielleicht“ vergleichbar. In Äthiopien und einigen weiteren afrikanischen Staaten wird als Zeichen der Zustimmung der Kopf schwungvoll in den Nacken geworfen. Dieses Zurückwerfen des Kopfes signalisiert in vielen arabischen Kulturen sowie in Griechenland und der Türkei wiederum ein ausdrückliches Nein! Die Griechen ziehen die Augenbrauen hoch, wenn sie etwas ablehnen. In Süditalien wird das Kinn mit der Hand von unten nach oben geschnippt oder ebenfalls der Kopf zurückgeworfen.
Weitere Gesten
Auch Gesten haben keine universale Gültigkeit. Bildet man beispielsweise mit Daumen und Zeigefinger einen Kreis, heißt das in Deutschland „super, alles o.k.“, in Japan „Geld“ und in Australien kommt dieses Zeichen einer sehr groben Beleidigung gleich. Also Vorsicht!
Wahrnehmung und Sprache
Menschen sehen nur einen engen Ausschnitt der Wirklichkeit. Ihre Wahrnehmung kann von Kultur zu Kultur stark variieren. Eskimos unterscheiden beispielsweise hunderte Schneebegriffe, denn sie erkennen diverse Beschaffenheiten und Farbschattierungen. Afrikanische Stämme kennen mindestens genauso viele Grün- und Gelbschattierungen, so können sie einander einen Weg durch genaue Schilderungen zu Pflanzen und anderen Orientierungspunkten beschreiben.
Zeitempfinden
In einzelnen Geschäftskulturen herrschen unterschiedliche Zeitkonzepte. Im Monochronismus (z.B. Deutschland, Schweiz, Schweden, USA) ist Zeit linear. Die Menschen machen eine Sache nach der anderen. Ihr Tagesablauf wird von der Uhr bestimmt. Im Polychronismus (Südeuropa, Asien) hingegen wird Zeit als unendlich angesehen. Hier steht die Person im Vordergrund, die oft mehrere Sachen gleichzeitig macht und die Zeit ihrem Tun unterordnet. Erst wenn ein Termin zufriedenstellend zu Ende ist, geht man zum nächsten. Ganz gleich, was die Uhr sagt. Notfalls wird der eine Geschäftspartner zum Termin mit dem nächsten einfach mitgenommen. Termindruck liegt also immer im Auge des Betrachters.
Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.
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