Geschäftsfrauen im internationalen Business

Wie verhalte ich mich als deutsche Geschäftsfrau im Ausland, beim Zusammentreffen mit ausländischen Geschäftsmännern hier in Deutschland oder auch im Umgang mit ausländischen Geschäftsfrauen oder weiblichen Familienmitgliedern ausländischer Kollegen? Die eigene Verhaftung in bestimmten Geschlechterrollen oder die Vorannahmen, die man anderen Kulturen in dieser Hinsicht unbewusst zuschreibt, machen das Feld der interkulturellen Geschlechterbeziehungen potenziell zu einer unebenen Laufbahn. Ein Grund für diese Stolperfallen mag sein, dass die Zuordnung zu einem Geschlecht und dem damit verbundenen sozialen Rollenverhalten für die meisten Menschen einen wichtigen Teil ihrer Identität ausmacht; ein Abweichen davon wird – eventuell noch schneller als bei anderen Themen – als bedrohlich empfunden.

Unterschiede in der Kommunikation

Schon beim korrekten Umgang mit Sprache beginnt hier oft die Unsicherheit. Selbst wer eine fremde Sprache perfekt beherrscht, ist davor nicht gefeit, da in vielen Kulturen (einschließlich Deutschland) Frauen und Männer oft auf etwas unterschiedliche Art und Weise kommunizieren. Ebenso unterscheidet sich oft die Art, wie Frauen und Männer überhaupt angesprochen werden, unter Umständen wird dies noch durch andere Faktoren wie Alter, Familienstand oder sozialer Rang beeinflusst. In Deutschland ist beispielsweise die früher gängige Anrede „Fräulein“ für unverheiratete Frauen seit etwa 20 Jahren überholt; in den USA gibt es analog dazu seit den Siebzigerjahren die Anrede „Ms“, die als Alternative zu dem früher üblichen „Miss“ (unverheiratet) oder „Mrs“ (verheiratet) hinzukam. Auch an wen die Kommunikation in geschäftlichen Zusammenhängen überhaupt zu richten ist, kann vom Geschlecht abhängig sein.

Angemessenes Verhalten

Hat man es geschafft, auf der sprachlichen Ebene erfolgreich zu navigieren, stellen sich Fragen nach konkreten Verhaltensregeln. Wer wem die Türe aufhält oder die Hand reicht, ist in unterschiedlichen Ländern ein durch Geschlechterrollen geprägtes Benehmen. So begrüßt beispielsweise in den USA ein Mann ausschließlich andere Männer mit Handschlag und folgt damit dem, was ihm als gute Manieren beigebracht wurde. Eine Geschäftsfrau aus Deutschland, wo das Händeschütteln mit allen anderen Menschen, ob männlich oder weiblich, jung oder alt, als Selbstverständlichkeit gilt, wird das Ausbleiben dieser Form der Begrüßung als irritierend wahrnehmen. Im schlimmsten Fall wird sie davon ausgehen, dass sie als Verhandlungspartnerin nicht ernst genommen wird. Was in einem Land an geschlechtsspezifischem Verhalten eingefordert wird, kann also anderswo sogar eher zu Schwierigkeiten führen.

Auch wenn es zum geselligen Beisammensein mit Geschäftskolleginnen oder -kollegen kommt, wirken diese Regeln. Ihre Wirksamkeit beginnt schon mit der Frage, ob ein privates Miteinander beider Geschlechter auf platonischer Ebene überhaupt für möglich gehalten wird?
Für die deutsche Geschäftsfrau im internationalen Business geht es im Wesentlichen um die Frage: Wie werde ich selbst durch mein Geschlecht

wahrgenommen? Um diese Frage zu klären, sollte man sich mit den Verhaltensregeln und Traditionen der Kultur vertraut machen, mit der man es zu tun haben wird. So kann man geschlechtsspezifisches Verhalten in einen historischen und gesellschaftlichen Kontext einordnen und ihm dadurch die bedrohliche oder verunsichernde Komponente nehmen.

Die eigenen Annahmen reflektieren

Im Hinblick auf die Frage, wie nehme ich andere aufgrund ihres Geschlechtes war, lohnt es sich, die eigenen, womöglich unbewussten Vorannahmen darüber zu reflektieren, wie sich Frauen oder Männer in einer anderen Kultur verhalten. So sind Geschäftsleute aus Deutschland nicht vor dem Vorurteil gefeit, dass ein eher traditionell geprägtes Frauenbild bedeutet, dass überhaupt keine Frauen in Führungspositionen anzutreffen sind. Bei Kontakt mit Geschäftsfrauen aus einem Land, das sie mit einem solchen Frauenbild verknüpfen, beispielsweise dem Nahen Osten oder generell asiatischen Ländern, besteht dann das Risiko, die Kompetenzen der Geschäftspartnerin zu unterschätzen. Auch können sie im persönlichen Umgang verunsichert sein, da die eigenen Vorannahmen darüber, welches Verhalten zu welcher Person passt, nicht mehr funktionieren.

Sich mit den Verhaltensregeln einer anderen Kultur vertraut zu machen und die eigenen Annahmen zu reflektieren, führt im Idealfall zu einem gelungenen Umgang mit Geschlechterrollen, der für eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung notwendig ist.

Autorin: Dr. Emily Overbeck

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