Meetings und Präsentationen in Südafrika

Das gängige Vorurteil, dass Südafrikaner die Ruhe weg haben bzw. es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen, ist eben das: ein Vorurteil. Wer am Kap zu einem Meeting zu spät kommt, gilt schlicht als unhöflich. Kleine Einschränkungen dieser Regel gibt es allerdings, wenn es sich um ein traditionell geführtes lokales Unternehmen handelt. Denn hier ist oft der Hierarchiegedanke stärker ausgeprägt und es gilt, dass derjenige mit dem höheren Status es mit der Pünktlichkeit weniger genau nehmen darf. Für Sie als Gast in einem südafrikanischen Unternehmen ist es aber in jedem Fall angemessen, sich zum vereinbarten Termin im Konferenzraum einzufinden.

Formeller Ablauf mit Moderation

Dass es eine Agenda gibt, wird in Südafrika als wichtig empfunden. Allerdings muss man daran nicht stur festhalten. Die einzelnen Agendapunkte können flexibel besprochen werden. Denn die Tagesordnung stellt alles in allem eher einen prozessorientierten Leitfaden dar und orientiert sich durchaus an den Bedürfnissen und Anliegen der Meeting-Teilnehmer.

Zu Beginn des Meetings geht es in der Regel eher formell zu. Der Einladende oder Vorsitzende ergreift das Wort und begrüßt alle Anwesenden namentlich und stellt sie ggf. einander kurz vor. Auch im Laufe des Meetings wird der Vorsitzende die Moderation übernehmen. Er erteilt das Wort und liefert am Ende einer Diskussion eine Zusammenfassung.

Pausen lockern auf

Zahlreiche Meeting-Pausen, in denen es Häppchen und Getränke gibt, sind in Südafrika von großer Wichtigkeit. Übrigens wird der Status eines Geschäftstreffens oft auch am servierten Essen gemessen. Dass für das leibliche Wohl gesorgt wird, ist für Südafrikaner zwingend.

Die vielen Pausen werden außerdem für Smalltalk über Sport und Familiäres – aber bloß nichts zu Privates erwähnen! – oder aber auch dazu genutzt, Geschäftskontakte zu vertiefen und über die Themen des Meetings in lockerer Atmosphäre zu plaudern.

Beziehungsorientierte Gesprächsführung

Südafrikaner sind im Geschäftsleben beziehungsorientiert. Kritische Worte wirken auf sie sehr negativ, da diese das gute persönliche Verhältnis zwischen Geschäftspartnern oder Kollegen schnell gefährden.

Sprechen Sie daher kritische Punkte keinesfalls direkt an und vor allem nicht vor anderen Personen. Jemanden in einem Meeting zu kritisieren oder Kritik an einem Dritten zu üben, der gar nicht anwesend ist, ist nahezu unverzeihlich.

Sie kommen sehr viel weiter, wenn Sie viel loben und stets das Positive hervorheben. Kritisches können Sie dann gegebenenfalls sehr vorsichtig und dezent einfließen lassen.

Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es allerdings: Angehörige ehemals benachteiligter Gruppen in Südafrika legen gelegentlich eine starke und direkt geäußerte Kritik an den Tag. Das Wissen darum macht es Ihnen leichter, damit angemessen umzugehen. Nehmen Sie die Kritik als Anregungen freundlich auf und signalisieren Sie, dass diese mit in die Überlegungen einbezogen werden. Damit zeigen Sie Empathie und Kritikfähigkeit.

Personenorientierte Präsentationen

In Südafrika stehen Sie als Person im Mittelpunkt Ihrer Präsentation. Daher sollten Sie sich auch persönlich vor- und darstellen. Erzählen Sie ein bisschen über sich und Ihre Familie, und welche Beziehung Sie zu Südafrika haben. Interessant ist für Ihre Zuhörer auch, wie Sie zu Ihrem Arbeitgeber gefunden haben und was Sie an Ihrem Unternehmen besonders schätzen. Kurzum: Bringen Sie Ihre Verbundenheit zum Ausdruck, sowohl zu Ihrem Unternehmen als auch zu Ihren südafrikanischen Geschäftspartnern. Das schafft Nähe und Vertrauen.

PowerPoint mit Erzählkunst

Im internationalen Business sind PowerPoint-Präsentationen üblich, das gilt auch in Südafrika. Es ist Ihnen darüber hinaus aber freigestellt, selbst, etwa am Flip-Chart, etwas spontan zu entwickeln. Wenn Sie durch eine visuelle, anschauliche Präsentation Bilder in den Köpfen Ihrer Zuhörer entstehen lassen, wird dies von Südafrikanern besonders gerne angenommen. Denn sie beherrschen selbst die Kunst, viele Metaphern und Analgien zu verwenden. Gleichermaßen wünschen sie sich vom Präsentierenden, dass er sie durch Eloquenz dazu anregt, gedanklich dabeizubleiben.

Versuchen Sie also, Ihre Inhalte spannend zu präsentieren. Sprechen Sie dynamisch, verständlich und deutlich. Bauen Sie angemessene Redepausen ein, damit die kreierten Bilder auch wirken können.

Zu viel Zeit des Meetings sollte Ihre Präsentation allerdings nicht einnehmen. Verlieren Sie sich nicht in endlos ausschweifenden Erklärungen. Überfrachten Sie Ihre Präsentation auch nicht mit allzu vielen Effekten. Das lenkt nur von den eigentlichen Aussagen ab. Halten Sie Ihre Präsentation eher knapp. Es wird ohnehin meist eine Diskussion folgen, an der alle Teilnehmer beteiligt sind und Fragen beantwortet werden können.

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.

Katrin Koll Prakoonwit

Katrin Koll Prakoonwit ist eine Frau der Sprache – und arbeitet sowohl mit Medien und im Content-Management. Sie baute eine Plattform auf, in welcher sie interkulturelle Zusammenarbeit zum Kernthema hatte.

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