Kulturelle Stolperfallen: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht

Sie führen ein angeregtes Gespräch mit ausländischen Geschäftspartnern. Sie verhalten sich ganz natürlich, fühlen sich wohl, alles scheint bestens. Dann schlägt die Stimmung plötzlich um. Die Freundlichkeit ist weg. Das Gesprächsklima ist abgekühlt. Was ist passiert? Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie gerade unwissentlich jemanden beleidigt haben, ist hoch.

Vielleicht haben Sie als Mann einer Gesprächspartnerin ein Kompliment gemacht und dabei ihre Ehre verletzt. Oder Sie haben sich entspannt hingesetzt, die Beine übereinander geschlagen und Ihren Gesprächspartnern Ihre Schuhsole zugewandt. Möglicherweise haben Sie Ihre linke Hand zum Essen oder Trinken benutzt oder das Angebot etwas zu essen oder zu trinken ganz abgelehnt. Je nach Land kann eine oder mehrere dieser „Kleinigkeiten“ eine schwere Beleidigung anderer sein.

Auch bei Kontakten mit Menschen aus westlichen Ländern verbergen sich unerwartete kulturelle Abgründe. Zum Beispiel ist bei Nordamerikanern, trotz aller Lockerheit, der körperliche Abstand voneinander sehr wichtig und wesentlich größer im Radius als bei den Deutschen. Kommen Sie daher einem Amerikaner körperlich zu nahe, kann es gut sein, dass dies als aufdringlich und unangenehm empfunden wird und Sie eine dementsprechend ablehnende Reaktion erfahren.

Testen Sie Ihr interkulturelles Know-How

1. Während Ihres Gesprächs mit türkischen Gesprächspartnern wird Ihnen die 6. Tasse Tee oder Kaffee angeboten. Sie können aber nicht mehr trinken, Sie haben wirklich genug. Was ist die angemessene Reaktion?

a) Das Getränk höflich, aber bestimmt ablehen.
b) Das Getränk annehmen und zum Mund führen ohne zu trinken, es aber auf keinen Fall ablehnen.
c) Das Getränk annehmen und unbeachtet stehen lassen.

2. Sie sind geschäftlich in Frankreich und versuchen eine freundliche Beziehung zu Ihrer französischen Kollegin aufzubauen. Dazu machen Sie dieser ein Kompliment, sie wirkt jedoch nicht erfreut. Warum?

a) Komplimente verletzen die Ehre der Frau.
b) Komplimente machen wird als „Anbaggern“ verstanden.
c) Komplimente im geschäftlichen Umfeld werden oft als unaufrichtige Schmeichelei aufgefasst.

3. Am Wochenende sind Sie zufällig in der Nachbarschaft Ihres amerikanischen Kollegen und entschließen sich zu einem unangekündigten Besuch. Als dieser Ihnen die Haustür öffnet scheint er nicht sehr erfreut über Ihren Besuch zu sein. Was ist passiert?

a) Sie hätten sich vorher telefonisch ankündigen sollen, unangekündigte Besuche sind, wenn überhaupt, nur bei sehr engen Freunden oder Familie passend.
b) Kollegen besuchen sich nie privat.
c) Er ist sicher nur überrascht, kein Problem.

4. Sie arbeiten mit Niederländern an einem Projekt zusammen. Ihre Aufforderung, am Wochenende an dem Projekt weiter zu arbeiten trifft auf betretenes Schweigen. Warum?

a) Niederländer mögen Projektarbeit nicht.
b) Niederländer sind fleißige Menschen, legen aber großen Wert auf ihr Privat- und Familienleben. Daher opfern sie ihr Wochenende generell nur für Notfälle.
c) Es handelt sich hier bestimmt um ein Missverständnis und Ihre Kollegen haben Sie falsch verstanden.

5. Sie treffen sich zum ersten Mal mit Kollegen in Glasgow. Sie freuen sich sehr darüber und teilen ihnen mit, dass sie sich auf die Zusammenarbeit mit Ihren englischen Kollegen freuen. Ihre Kollegen scheinen aber gar nicht erfreut. Warum?

a) Glasgow liegt in Schottland, daher sind dessen Einwohner Schotten, keine Engländer.
b) Ihre Kollegen sind sicher sehr beschäftigt und verbringen ungern Zeit weg von ihren Aufgaben.
c) Diese Art Äußerung gilt als sehr unhöflich.

6. Sie stehen schon länger in der Schlange bei einer italienischen Bank. Als Sie endlich am Schalter angekommen sind werden Sie angehalten zu warten während jemand vor Ihnen bedient wird der gar nicht in der Schlange gewartet, sondern direkt zum Schalter gelaufen ist. Sie ärgern sich und verstehen nicht was hier passiert?

a) Sie hätten eine Szene machen sollen, dann wären Sie bedient worden.
b) Wen man kennt ist in Italien wichtiger als „Regeln“. Anscheindend war der „Vorgezogene“ „wichtiger“ als Sie.
c) Sie haben sich bestimmt nicht richtig angestellt, standen in der falschen Schlange.

Zweifellos bedeutet erfolgreiche interkulturelle Kommunikation weit mehr als eine Liste von Verhaltensregeln. Selbstverständlich sind die „Grundregeln“ der jeweiligen Kultur wichtig und müssen beachtet werden, aber das Auswendiglernen baut noch kein interkulturelles Verständnis auf.

Geschäftlicher oder persönlicher Erfolg in interkulturell herausfordernden Gegebenheiten ist oft von der persönlichen Anpassungsfähigkeit bei unerwarteten Situationen abhängig. Wie eigne ich mir diese wichtige Kompetenz an? Was kann ich tun um Missverständnisse wie die obigen zu vermeiden?

Ein guter Ausgangspunkt beim Erwerb dieser Fertigkeiten ist das passende interkulturelle Training. Gute interkulturelle Trainings starten mit einem Verständnis der eigenen Kultur und bauen daraus Brücken zur Wertschätzung und zum Verständnis anderer Kulturen. Durch eine positive, achtende Haltung gegenüber einer fremden Kultur wird die wichtigste Voraussetzung zum gegenseitigen Verständnis, und damit auch zum Erfolg, geschaffen.

Lösung zum Quiz: 1. b), 2. c), 3. a), 4. b), 5. a), 6. b)

Autorin Patricia Hinsen-Rind -Die gebürtige Kanadierin hat ihre eigenen Erfahrungen mit dem Lernen von Sprachen in ihre zweite Karriere fließen lassen: Nachdem sie verschiedene Führungspositionen in der Finanz- und IT-Industrie bekleidete, leitet sie heute ihre eigene Sprachschule, die den Spracherwerb mit dem Eintauchen in die neue Kultur verknüpft.

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