Vor diesem Hintergrund ist die stark personenorientierte Kommunikation in Polen zu sehen. Ein jederzeit angenehmes Gesprächsklima, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen, hat für Polen stets oberste Priorität. Dieses wird keinesfalls durch harsche Worte, Kritik oder unangenehme Informationen gestört. In Polen lassen sich geschäftliche Ziele nur erreichen, wenn die Atmosphäre gut ist.
Polen plaudern nicht gerne
Nichtsdestotrotz sind Polen keine großen Small Talker. Zwar haben sie sich die Kunst des lockeren Plauderns mittlerweile von anderen Ländern abgeschaut, aber Small Talk wirkt auf sie dennoch zu oberflächlich. Verzichten Sie daher auf zu viele Höflichkeitsfloskeln oder sich wiederholende Einstiegsgespräche über das Wetter und den Verkehr. Konzentrieren Sie sich lieber auf ein Thema, aber dafür mit etwas mehr Tiefe. Hier sollten Sie dann gut zuhören, Interesse zeigen und nachfragen. Auf diese Weise werden Sie mit Polen besser warm werden als mit reinem Small Talk. Damit die Unterhaltung jederzeit harmonisch bleibt, sollten Sie jedoch politische Themen oder die historische Vergangenheit möglichst weit umschiffen.
Indirekte Kommunikation
Im weiteren Gesprächsverlauf werden Polen vor allem indirekt kommunizieren. Vieles wird nicht offen angesprochen und klar in Worte gefasst, sondern nur vorsichtig angedeutet. Alles, was negativ wirken könnte, wird nach Möglichkeit umgangen.
So wird beispielsweise die Erfüllung einer Anfrage zugesagt, obwohl von Anfang an klar ist, dass dies gar nicht machbar ist. Aber man erspart sich und dem Gegenüber erst einmal die negativen Worte, die nur zu Enttäuschung oder gar einem Konflikt führen würden. Polen empfinden ein direktes Nein als äußerst unhöflich oder rücksichtlos und verwenden lieber diplomatische, ausweichende Formulierungen. Hören Sie also genau zu und lesen Sie auch zwischen den Zeilen!
Mimik und Gestik beachten
Dazu gehören auch nonverbale Signale. Mimik und Gestik sprechen oft Bände. Emotionen, wie Freude oder Enttäuschung, werden in Polen auch im Geschäftsleben durchaus gezeigt. Allerdings wird prinzipiell wenig gelächelt oder gelacht. In Polen sieht man viele ernste Gesichter. Das heißt nicht, dass Polen ständig deprimiert sind. Es gibt jedoch ein polnisches Sprichwort, das besagt, dass nur dumme Menschen grundlos lachen. Polen brauchen einen guten Grund, um zu lächeln oder zu lachen. Alles andere wirkt für sie unangebracht oder sogar unehrlich.
Vorsicht mit Kritik
Mit Blick auf die indirekte Kommunikation sollten Sie in Polen auch Ihre eigenen Worte stets mit Bedacht wählen. Seien Sie vor allem mit kritischen Aussagen äußerst vorsichtig. Polen unterscheiden nicht zwischen Kritik an der Sache und an der Person. So etwas wie konstruktive Kritik zur allgemeinen Verbesserung einer Sache gibt es für Polen nicht. Kritik wird hier immer persönlich oder gar als persönlicher Angriff verstanden und hat keinerlei positive Konnotation. Es ist zwar üblich, um Feedback zu bitten. Allerdings werden Polen dies meist nur dann tun, wenn sie eine positive Bestätigung erwarten.
Müssen Sie in Polen eine Person oder einen Sachverhalt kritisieren, so tun Sie das bitte keinesfalls in einer großen Runde, sondern immer nur im Vier-Augen-Gespräch. Wenden Sie dabei die sogenannte „Sandwich-Taktik“ an: Die negative Aussage wird zwischen mehreren positiven Bemerkungen positioniert, um das Ganze gut abzufedern.
Drücken Sie sich aus polnischer Sicht zu direkt, zu negativ aus oder kommen als überheblich rüber, wird dies oft mit Rückzug oder gar einem Abbruch der Gespräche quittiert. Die Beziehungsebene ist gestört und muss erst neu aufgebaut werden, ehe die Gespräche fortgesetzt werden können.
Respekt und Wertschätzung zeigen
Respekt und gegenseitige Wertschätzung sind zentrale Aspekte der polnischen Kultur. Zeigen Sie sich im Umgang mit Ihren polnischen Geschäftspartnern stets höflich und respektvoll und begegnen Sie ihnen auf Augenhöhe. Seien Sie aufrichtig und authentisch und sparen Sie nicht mit Lob!. Betonen Sie, wie sehr Sie die Zusammenarbeit schätzen. Die persönlichen Beziehungen, die Sie jetzt aufbauen, sind für das Gelingen Ihres Projekts wichtiger als alle inhaltlichen Fragen.
Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. FrauKoll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.
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