Kulturelle Unterschiede USA

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Treffen Deutsche und Amerikaner zu Geschäftsverhandlungen das erste Mal aufeinander, fallen in der Regel ihre unterschiedlichen Kommunikationsstile am deutlichsten ins Gewicht. Während die Deutschen Freude am Diskutieren haben, kann dies von Amerikanern bereits als aggressiv interpretiert werden. Nicht zu Unrecht gelten die Amerikaner als die Experten des unverfänglichen Small Talks, der erst einmal eine harmonische Stimmung schaffen soll, bevor es ins Detail geht. Dazu wird auch mal leichtfertig eine Einladung zum Essen ausgesprochen, die einen Deutschen nicht dazu veranlassen sollte, sofort Datum und Ort festlegen zu wollen. Diese wiederum typisch deutsche Art, gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, wird in den USA häufig als unangenehm aufdringlich empfunden.

Ein Konzept erstellen

Ähnliches gilt für den deutschen Hang zu „konstruktiver Kritik“. Während Deutsche bereits zu einem recht frühen Zeitpunkt ihrem Gesprächspartner mit kritischen Fragen begegnen, treten Amerikaner erst sehr viel später in eine Gesprächsphase der offenen Kritik über. So wird in einem amerikanischen Meeting ein neues Konzept Schritt für Schritt durch einzelne Vorschläge der Kollegen aufgebaut, wobei ständige Zustimmung und Begeisterung zum guten Ton gehören. In Deutschland stellt hingegen meist eine Person ein Gesamtkonzept vor, das die Kollegen mit ernster Mine durch kritische Anmerkungen zerlegen, bis ein brauchbares Gerüst übrig bleibt, das alle zufrieden stellt. Sieht sich ein Amerikaner mit dieser Vorgehensweise konfrontiert, glaubt er zunächst, alle Anwesenden hielten seine Idee für unbrauchbar, da ja so viel Kritik geäußert wird. Hinzu kommt, dass in den USA ein direktes „Nein“ meist zugunsten eines freundlichen „Yes, but…“ oder einer im ersten Moment überaus positiv klingenden Umschreibung vermieden wird. Beachten Sie daher bei der Vorbereitung eines Meetings die amerikanischen Umgangsformen.

Lange Rede, kurzer Sinn

Auch der Umfang der vermittelten Informationen fällt bei amerikanischen bzw. deutschen Präsentationen oder Vorträgen sehr unterschiedlich aus. Amerikaner bringen meist die wesentlichen Dinge auf den Punkt und verteilen dazu ein zusammenfassendes Handout. In Deutschland ist es hingegen nicht selten üblich, erst einmal ausführlich die Hintergründe, die Fragestellung und die Vorgehensweise zu erläutern, bevor man sich dem Kern der Sache nähert. Diese Vortragsweise stellt amerikanische Zuhörer meist auf eine harte Geduldsprobe.

Klar strukturierte Kommunikationskanäle

Für die amerikanische Businesskultur typisch sind klar definierte Kommunikationswege. So werden beispielsweise in einem Unternehmen für jede Information Memos verfasst, die einen stetigen Informationsfluss bilden. Auch in einem Meeting nimmt die vorab festgelegte Agenda eine unumstößliche Stellung ein. Alles, was diskutiert werden soll, muss vorher aufs Papier gebracht und eingereicht worden sein. Dafür genießt das geschriebene Wort auch eine höhere Gültigkeit, so dass beispielsweise einmal aufgestellte Zeitpläne möglichst genau verfolgt werden.

Offenheit versus Privatsphäre

Während sich Deutsche zu Beginn einer Unterhaltung eher zurückhaltend geben, demonstrieren die Amerikaner vom ersten Augenblick an ihre Offenheit. Sie sprechen ihr Gegenüber mit dem Vornamen an und unterbreiten Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen. Dies wird von deutscher Seite sehr häufig überbewertet, d.h. man lässt sich leicht zu der Annahme verleiten, gerade einen Freund fürs Leben gefunden zu haben.

Deutsche treffen sich gerne auch mal nur, um sich einfach gut miteinander zu unterhalten. Diese deutsche „Gemütlichkeit“ ist den Amerikanern vergleichsweise fremd. Stattdessen wird eine gemeinsame Aktivität bevorzugt. So erfolgt beispielsweise auch bei einer Dinnerparty nach dem Kaffee – also nach der gemeinsamen Aktivität des Essens – meist gleich der allgemeine Aufbruch. Letztlich hat dies aber nichts damit zu tun, dass Amerikaner keine tiefgründigen Gespräche führen wollen, sondern die von Deutschen und Amerikanern als passend empfundenen Zeitpunkte für ein Gespräch oder eine gemeinsame Unternehmungen unterscheiden sich einfach. Soziale Anerkennung und das Schließen von Kontakten nehmen sowohl im Privat- als auch im Geschäftsleben der Amerikaner einen sehr hohen Stellenwert ein. Erzielt werden sie aber in erster Linie durch gemeinsame Unternehmungen. Echte Freundschaften wiederum brauchen wohl in beiden Kulturen gleich viel Zeit.

Im Gegensatz zur amerikanischen Offenheit steht die Empfindlichkeit gegenüber einer Einmischung in die eigenen Angelegenheiten. Die Privatsphäre und die eigene Individualität gelten in den USA als heilig. Deutsche neigen hingegen sehr leicht dazu, Ratschläge zu erteilen. Dies wird von Amerikanern schnell als Eindringen in die Privatsphäre empfunden.

In einem amerikanischen Unternehmen werden daher Einzelbüros bevorzugt – allerdings stehen die Türen meist offen, was auch die Offenheit als festen Bestandteil des Betriebsklimas unterstreicht. Wird eine Tür jedoch ausnahmsweise geschlossen, gilt sie im wahrsten Sinne des Wortes als unantastbar. Trotz eines offenen und lockeren Miteinanders bestehen auch hier deutliche Grenzen gegenüber Privatsphäre und Höflichkeit, die für einen Ausländer oft nicht gleich ersichtlich sind.

Hohe Mobilität

Weitere bezeichnende Merkmale für die amerikanische Kultur sind die hohe Mobilität und Flexibilität. Statistiken zeigen, dass Mitarbeiter eines Unternehmens im Durchschnitt etwa alle zwei bis drei Jahre versetzt werden. Zudem gilt es durchaus als normal, häufig das Unternehmen zu wechseln, um sein Gehalt zu steigern oder eine Stufe der Karriereleiter empor zu klettern. Der für Deutschland typische negative Beigeschmack der mangelnden Loyalität bzw. fehlenden Mitarbeiterbindung ist dabei kaum vorhanden. In den USA soll jeder nach seinem eigenen Glück streben.

Leistung durch Wettbewerb

Die amerikanische Geschäftskultur wird durch eine hohe Arbeitsmoral und einen harten Wettbewerb geprägt. Bereits während der High-School-Zeit stehen laufend sportliche Wettkämpfe auf der Tagesordnung. Das berufliche Leben trägt ähnliche Züge: Jeder Mitarbeiter erhält regelmäßig ein schriftliches Feedback zu seinen Leistungen, in dem er auch mit anderen verglichen wird. Dadurch weiß er immer genau, wo er steht. Bei vielen amerikanischen Geschäftsleuten ist daher ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu beobachten, was noch durch eine optimistische Grundhaltung unterstützt wird. „I can make it!” lautet meist die Devise. Mit dem amerikanischen Sportgeist gewinnen aber auch Fairness und Teamgeist eine besondere Bedeutung in den allgemeinen Verhaltensregeln.

„Was Du heute kannst besorgen… “

In den USA herrscht generell eine stark ausgeprägte Gegenwartsbezogenheit. Dies hat zur Folge, dass man im Geschäftsalltag grundsätzlich auf Ergebnisse nicht lang warten möchte und lieber hier und jetzt zu einem Entschluss kommt. Während die Deutschen ein Projekt meist langfristig durchplanen und dazu Leitlinien und umfassende Businesspläne erarbeiten, wird in den USA weitaus weniger Energie in die ferne Zukunft investiert. Schnelle Antworten und Lösungen zählen, denn „Time is money!”

Feine Unterschiede in den Umgangsformen erspüren

Während aus amerikanischer Sicht die Deutschen häufig nicht offen und freundlich genug erscheinen, können sie die in ihren Umgangsformen eigentlich so locker wirkenden Amerikaner leicht durch ihre direkte Vorgehensweise schockieren. Daher sollten Deutsche in den USA einerseits auf eine positive Ausstrahlung achten und andererseits die Grenzen zwischen Offenheit und Privatsphäre oder auch zwischen Informalität und Direktheit genau erspüren. Und nie vergessen: You can make it!

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.

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Über den Autor

Steffen Henkel

Geschäftsführender Gesellschafter der Crossculture Academy

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