Wir freuen uns sehr, eine neue Reihe zu starten, und online als Video hier und als Textsequenz im Anschluss unsere Trainer:innen vorzustellen.
Die erste Kollegin, deren Profil wir darstellen, ist Jutta Depner, die mir vor ungefähr zwei Jahren von einer Kundin empfohlen wurde. Jutta ist Asienexpertin und ich habe sie kennengelernt, als sie im Herbst 2019 nach zehn Jahren aus Hong Kong gerade nach Deutschland zurückgekommen war. Sie macht für die crossculture academy Entsendungstrainings, arbeitet aber auch mit international besetzten Teams zusammen.
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SH: Jutta, wie bist du eigentlich Trainerin geworden?
Schuld sind wie immer die Eltern – mein Vater hat schon in den 1970er Jahren sehr international gearbeitet und Menschen aus vielen Ländern zu uns nach Hause mitgebracht. Das hat mich als Kind fasziniert. Im Studium ging es dann für mich weit weg, ich habe Japanologie studiert, auch in Japan, und einige Zeit später dort für einige Jahre gearbeitet. Und ganz schön viele Fehler im Umgang mit meinen japanischen Kolleg:innen gemacht. Nicht die ganz groben, aber ich wäre in einem interkulturellen Training sicher meine beste Kundin gewesen. Zurück in Deutschland habe ich geheiratet, zwei Kinder bekommen und meine Fehler in Japan haben mich motiviert, mich nach einer Ausbildung umzusehen, durch die ich andere dabei unterstützen kann, mindestens meine alten Fehler
zu vermeiden. In Jena bei Prof. Bolten bin ich fündig geworden, habe die Ausbildung teils in Präsenz-, teils als e-Learning absolviert. Fast sofort danach ging es für uns als Familie nach Hong Kong. Fünf Jahre hat es noch gedauert,
bis ich mich selbständig gemacht habe und anfing, mein Wissen und meine Erfahrungen mit anderen zu teilen.
SH: Gab es für dich ein Erlebnis, dass den Wunsch ausgelöst hat, Trainerin zu werden?
JD: Es gab sicher mehrere Erlebnisse, die mir im Nachhinein peinlich waren und wo ich gemerkt habe, dass etwas schief gegangen ist. Meine deutsche Art hat Kolleg:innen vor den Kopf gestoßen oder provoziert, was ich gar nicht wollte. Durch Reibungen ging Energie verloren, auch mit Leuten, mit denen ich mich gut verstanden habe. Ich habe mich selbst gefragt, was ich besser machen kann.
SH: Hast du eine konkrete Geschichte dazu?
JD: Als ich in Tokyo für Personalangelegenheiten zuständig war, kam eine Kollegin in meinem Alter, die schwanger war, mit einem viel älteren Kollegen zu mir. Ich wunderte mich, warum sie alle Fragen rund um ihre Schwangerschaft nicht direkt mit mir klären konnte, sondern sich hinter dem „breiten Rücken“ ihres erfahrenen Kollegen verborgen hat. Heute ist mir klar, dass das genau das Normale ist, in einer gruppenorientierten Kultur, in der Seniorität wichtig ist.
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SH: Kannst du etwas sagen zu dem Schmerz, den du den Entsandten durch dein Training nehmen kannst, oder zu der Last, die du in den Trainings vielleicht von ihren Schultern nimmst?
JD: Schmerz kann bei Entsandten entstehen, wenn ihre Unternehmen sie nicht richtig vorbereiten und die Fragen, die mit der Entsendung zu tun haben, nicht ernst nehmen. Dann finden die Entsandten nur schwer ihre Position, sie sind mit ihren Fragen und manchmal Befürchtungen allein. Vieles davon kann man in einem Training auflösen, wenn man zeigt, dass es vielen ähnlich geht und die meisten – gerade persönlichen – Fragen wichtig für eine gründliche Vorbereitung sind. Je genauer sich die Einsandten ein Bild von dem machen können, was sie erwarten kann, desto kleiner wird ihre Unsicherheit und das Gefühl, ein Risiko einzugehen.
In internationalen Teams lagern sich schmerzhafte Gefühle oft um Fragen, wer mehr von seiner Identität aufgeben oder den längeren Weg zum Miteinander gehen muss.
Vor kurzem konnte ich ein Projekt mit einem teils japanischen, teils deutschen Team begleiten. Persönlich kannten sich die meisten Teammitglieder nicht. Über mehrere Monate habe ich sehr eng mit dem Projektleiter zusammen jede Trainingsstunde vorbereitet, ausgerichtet an den aktuellen Schwierigkeiten und dem Status des Projekts. Als das Projekt von der Vorbereitung in die Durchführung ging, waren beide Teams und ganz besonders der Projektleiter auf mögliche Schwierigkeiten vorbereitet, wurden von diesen nicht überrascht und hatten verschiedene Handlungsalternativen zur Auswahl.
SH: Was siehst du, was sich bei Teilnehmer:innen tut, wenn sie das interkulturelle Thema in ihre Hände nehmen?
JD: Einerseits wollen viele kognitiv lernen, wie eine andere Kultur funktioniert. Viele beginnen sich andererseits zu fragen, wie sie Neues im Alltag umsetzen und sich zu eigen machen können. Wie bleibe ich bei mir und authentisch in einer neuen kulturellen Umgebung, wenn ich andere kulturelle Techniken anwende? Wie bringe ich das mit meinen eigenen Werten in Verbindung? Hier werden die Gespräche oft persönlich, in großer Offenheit diskutieren wir über Entwicklungsmöglichkeiten.
SH: Was kannst du zur Zusammenarbeit mit der crossculture academy sagen?
JD: Das ergab sich vor ungefähr zwei Jahren, wir waren erst in meinem Interviewprozess. Du riefst an und hast mich gefragt, ob ich in einem Notfall einspringen und gleich am nächsten Morgen ein Japan-Teamtraining halten könnte. Das Training lief gut, aber die gesamte Logistik mit öffentlichen Verkehrsmitteln war das reinste Chaos.
Im Nachgang zum Training habe ich mich über das große Vertrauen in mein Training und die Fürsorge für mich als Trainerin gefreut – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Diese beiden Elemente machen für mich das Besondere an Trainings mit der crossculture academy aus.
Auch sind meine Kunden immer sehr gut ausgewählt, wir haben viele Überschneidungspunkte. So kann sich zwischen uns schnell Vertrauen aufbauen und das Training bekommt eine besondere Tiefe.
SH: Als letzte Frage – was sind die drei Dinge, die du jemandem mitgeben möchtest, der/die international arbeitet, ganz unabhängig von der Kultur?
JD: Hier denke ich an mein Motto: Wings for your mind
- Flügel für Geist und Seele, für die ganze Person – Die meisten Kunden bringen ihre Flügel schon mit, in Form von internationaler Erfahrung. Sie nutzen sie, um immer wieder Distanz zu bekommen, zu dem Ort, von dem sie kommen, und zu den Orten, an die sie fliegen. Der Abstand hat eine gute Funktion und gibt Kraft, um sich auf die neuen Erfahrungen einzustellen.
- Seine Flügel zu nutzen kann viel Energie kosten, zusätzlichen Aufwand bereiten. In der Rückschau zeigt die Erfahrung, dass sich dieser Aufwand immer lohnt.
- Viele Zugvögel sind in gemeinsam unterwegs. Es gibt zum Beispiel V-Formationen oder Schwärme, die ständig in Bewegung sind. Hier kann man Kraft sparen, die Thermik besser ausnutzen als allein. Konkret bedeutet das, es gibt immer andere vor und neben mir, aus deren Erfahrungen ich lernen kann, niemand ist allein unterwegs.
SH: Vielen Dank für das Gespräch!
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