Deutsche sagen direkt, was Sie meinen, und meinen, was Sie sagen. Sie sind Teil einer Low-context-Kultur. Die Arabischen Golfstaaten sind hingegen High-context-Kulturen. Das bedeutet, die Körpersprache als Teil der non-verbalen Kommunikation spielt eine ausgesprochen wichtige Rolle. Neben dem Kontext, in dem etwas gesagt wird, tragen Mimik und Gestik maßgeblich dazu bei, eine Nachricht zu übermitteln.
Signale der Körpersprache beachten
Daher gilt in der Kommunikation mit Golfarabern genau zu beobachten, ob das gesprochene Wort und die Körpersprache miteinander im Einklang stehen. Ist dies nicht der Fall, achten Sie vermehrt auf die Körpersprache. Mimik und Gestik sprechen oft Bände.
Im Umkehrschluss sollten Sie selbst unbedingt auf Ihre Körpersprache achten, denn Golfaraber werden sehr genau darauf achten und Ihre Mimik interpretieren. So ist in golfarabischen Ländern beispielsweise Geduld eine Tugend, die die wenigsten Europäer beherrschen. Doch auch wenn das geduldige Zuhören oder Abwarten anstrengt und Ihnen je nach Situation einiges abverlangt, sollten Sie einen genervten Gesichtsausdruck oder Gesten, die ihre empfundene Ungeduld ausdrücken, möglichst unterbinden.
Auch den Kopf zu schütteln, kommt als Reaktion auf eine Bitte Ihrer golfarabischen Geschäftspartner nicht gut an. Sagen Sie stattdessen einfach Ja und verstehen Sie dies nicht als Zustimmung, sondern eher im arabischen Sinne von „Ja, ich habe Sie und Ihr Anliegen wahrgenommen“. Denn die Harmonie zwischen Gesprächspartnern ist für Golfaraber etwas unbedingt Erstrebenswertes.
Zurückhaltung ist angebracht
Vor diesem Hintergrund ist in den Arabischen Golfstaaten generell Zurückhaltung geboten – das heißt, ein zu forsches Auftreten oder lautes Lachen etwa sollten Sie lieber vermeiden.
Auch ein allzu legeres Sitzen am Verhandlungstisch werden Ihre golfarabischen Geschäftspartner nicht etwa als Coolness werten, sondern eher als Flegelhaftigkeit. Achten Sie deshalb auf eine gute Sitzhaltung, die auch ein Zeichen von Respekt ist.
Besonderheiten beim Blickkontakt
Wenn Golfaraber jemanden nicht gut kennen, dann vermeiden sie bewusst den Blickkontakt. Denn ein direkter Blick in die Augen gilt hier als eine sehr intime Sache. Schaut Ihnen Ihr golfarabischer Geschäftspartner nicht in die Augen, dann zeugt das von absolutem Respekt.
Dass Blickkontakt zwischen Mann und Frau noch brisanter ist, versteht sich von selbst. Eine golfarabische Geschäftspartnerin während eines Gesprächs „anzustarren“ oder während eines Meetings allzu intensiven Blickkontakt zu suchen, ist deshalb ebenfalls ein absolutes Tabu.
Allerdings sollten Sie sich als Europäer durchaus trotzdem ihrer Kultur entsprechend verhalten. Denn das gepflegte Wegschauen will gelernt sein und wirkt – von Ausländern praktiziert – auf Einheimische oft eher komisch. Man kann es vielleicht am besten so ausdrücken: Das Anschauen Ihres Geschäftspartners bei der Begrüßung oder im Gespräch ist erlaubt – Anstarren oder intensiver Blickkontakt sind dagegen zu unterlassen.
Hat sich die geschäftliche Zusammenarbeit bereits intensiviert, dann äußert sich das auch im Blickkontakt. Es kann dann sein, dass Ihr golfarabischer Geschäftspartner Ihre Hand lange in seiner behält und Ihnen dabei mit einem festen Blick direkt in die Augen schaut. Diese ungewohnte Nähe ist dann ein Zeichen der Freundschaft und Verbundenheit. Das gilt jedoch nur für männliche Geschäftspartner!
Wer auf diese golfarabischen Besonderheiten gedanklich vorbereitet ist, wird nicht befremdet reagieren.
Unerwartete Tabus
Tatsächlich gibt es einige Tabus, die Sie in den Arabischen Golfstaaten unbedingt beachten sollten. Sich die Nase zu schnäuzen etwa, gilt hier ohne Frage als absolut unhöfliche Geste. Sie sollten sich daher zum Nase putzen unbedingt auf eine Toilette oder an einen anderen unbeobachteten Ort zurückziehen.
Was Sie außerdem unbedingt vermeiden müssen, ist, dem arabischen Gegenüber die Schuhsohlen zu zeigen, beispielsweise beim Sitzen mit überschlagenen Beinen. Denn das ist ungefähr so, wie wenn Sie in Deutschland jemandem den hochgestreckten Mittelfinger zeigen würden – also eine grobe Beleidigung
Umgang mit arabischen Frauen
Männer sollten in der Öffentlichkeit darauf achten, nicht zu intensiv zu einer Dame herüberzuschauen, denn das kann eine Golfaraberin oder auch ihr Begleiter leicht missverstehen. Genauso wichtig ist es, eine gewisse Distanz zu halten. Vermeiden Sie es beispielsweise, zu einer golfarabischen Frau in den Aufzug steigen. Diese körperliche Nähe bringt eine streng religiöse Frau in Bedrängnis und sie wäre somit gezwungen, den Aufzug zu verlassen.
Höfliche Gesten gegenüber Damen, ihnen etwa die Tür aufzuhalten, ist dagegen im Geschäftsleben gern gesehen.
Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage.FrauKoll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.