Deutsch-brasilianische Teams können sehr erfolgreich arbeiten. Die systematische Planung und die strukturierte Vorgehensweise der deutschsprachigen Seite und die kreative Improvisationsfähigkeit der Brasilianer ergänzen sich beinahe optimal.
Spannungen vermeiden
Allerdings liegen genau hier auch die Risiken für ein Scheitern der Zusammenarbeit. Beharren beide Seiten auf ihrer gewohnten Arbeitsweise, fällt das zwar zunächst nicht weiter ins Gewicht. Nach einiger Zeit stellt sich aber heraus, dass sich die brasilianischen Teammitglieder durch die Pläne und Vorgaben ihrer deutschsprachigen Kollegen eingeengt fühlen, während sich diese über die brasilianische Unzuverlässigkeit bei der Erledigung der gemeinsam abgestimmten Aufgaben ärgern. Die Ergebnisse des Teams bleiben hinter den Erwartungen zurück und die Spannungen nehmen weiter zu.
Strukturorientierung vs. Improvisationstalent
Um dieser negativen Entwicklung vorzubeugen, muss die Zusammenstellung eines deutsch-brasilianischen Teams mit großer Sorgfalt erfolgen. Werden Aufgaben und Spielregeln bereits zu Beginn in Übereinstimmung mit den Teammitgliedern festgelegt, so ist der Grundstein für ein produktives Miteinander gelegt. Aufgaben, die akribisch und strukturorientiert sind, so beispielsweise das Finanz- und Termincontrolling, sollten eher von den deutschsprachigen Mitarbeitern übernommen werden. Bei Aktivitäten, bei denen tendenziell improvisiert werden muss, können die brasilianischen Kollegen ihre Stärken einsetzen. Zusätzlich zu den Maßnahmen am Anfang der Zusammenarbeit benötigen binationale Teams auch im späteren Projektverlauf Begleitung.
Meilensteine kommunizieren
Häufige informelle Kontakte werden besonders von den brasilianischen Teammitgliedern geschätzt. Sie fühlen sich im Gegensatz zu manchen deutschsprachigen Kollegen dadurch keineswegs beobachtet, sondern erkennen darin die Wertigkeit des Teams. Zusätzlich sollten regelmäßige Meilensteinbesprechungen stattfinden, in denen die Teammitglieder über den aktuellen Stand ihrer Aktivitäten informieren. Wichtig ist, dass alle direkt aufgefordert werden, aus ihrer jeweiligen Perspektive zu berichten. Insbesondere für die brasilianischen Mitarbeiter ist das zunächst ungewohnt, mit etwas Erfahrung nutzen aber auch sie den angebotenen Informationskanal. Zusätzlich zum reinen Sachstand erfährt man in diesen Besprechungen viel über das im Team herrschende Arbeitsklima.
Autoren: Markus Hasenfratz und Gerardo Müller Alban- Markus Hasenfratz ist Ingenieur und interkultureller Trainer für das Zielland Brasilien. Seit mehreren Jahren hält er Seminare über die kulturellen Unterschiede zwischen den beiden Ländern und unterstützt mittelständische Unternehmen dabei, ihren Markeinstieg zu erleichtern. Der interkulturelle Trainer Gerado Alfonso Müller Albán stammt aus Ecuador und spezialisierte sich auf Lateinamerika. Er möchte die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und dem spanischsprachigen Raum fördern. Sein Fokus in den Seminaren liegt auf interkultureller Kompetenz und er greift auf ein vielseitiges Netzwerk zurück.