Dänen reden nicht um den heißen Brei herum und kommen schnell zur Sache. Die Kommunikation ist zielorientiert und direkt, der Sprachstil klar und deutlich. Wie in Deutschland pflegt man in Dänemark eher eine Low-Context-Kommunikation: Man muss nicht sonderlich viel zwischen den Zeilen lesen, die Dinge werden ausgesprochen.
Gut strukturierte Aussagen wirken professionell, Zahlen und Daten untermauern das Gesagte. Man will im Business glaubwürdig und authentisch wirken. Der Wahrheit und Aufrichtigkeit kommt ein hoher Stellenwert zu.
Die dänische Kommunikation ist deshalb zwar eher sach- als beziehungsorientiert. Die Beziehungen zwischen Menschen und damit eine gewisse „Gefühligkeit“ spielen aber bei der Kommunikation eine etwas größere Rolle als in Deutschland.
Einen guten Eindruck machen
Als Besucher aus Deutschland genießen Sie bei Dänen einen Vertrauensvorschuss. Sie gelten schon vor dem ersten Kennenlernen als verlässlicher Kontakt. Der Ruf von Seriosität und Glaubwürdigkeit eilt Ihnen voraus. Am besten versuchen Sie, auch dieses positive Klischee zu bedienen und gleichzeitig die negativen Stereotype, wie Unbescheidenheit, Besserwisserei und Humorlosigkeit, zu zerstreuen.
Deswegen empfiehlt sich in der Kommunikation mit Dänen ein bescheidenes Auftreten. In Dänemark gilt nämlich, wie auch in den anderen skandinavischen Ländern, das Gesetz von Jante. In Anlehnung an Moses zehn Gebote enthält es zehn Regeln – sie stammen aus einem Roman des dänisch-norwegischen Autors Aksel Sandemose –, die immer die gleiche Idee variieren und sich im Satz „Glaube nicht, dass du etwas Besonderes bist“ zusammenfassen lassen.
Dementsprechend werden Leute, die übertrieben selbstbewusst oder gar angeberisch auftreten, nicht geschätzt. Sich humorvoll zu geben oder besser noch, es zu sein, wird Ihnen Sympathiepunkte einbringen. Den Deutschen traut man Humor gemeinhin nicht zu. Wenn Sie bei Ihrem dänischen Gesprächspartner den Eindruck erwecken, dass Sie Tugenden wie Verlässlichkeit mit Humor kombinieren können, dann haben Sie bereits gewonnen.
Darüber hinaus sollten Sie Interesse an Ihrem dänischen Gegenüber persönlich zeigen. Fragen, seit wann der Gesprächspartner schon bei der Firma arbeitet und aus welcher Gegend Dänemarks er kommt oder wie seine persönliche Beziehung zu Deutschland ist, können durchaus Teil des Gesprächs sein. Übertreiben sollten Sie es mit diesem Small Talk gleichwohl nicht, da Ihr dänischer Gesprächspartner wahrscheinlich relativ wenig Zeit hat.
Sie-Form steht nicht zur Wahl
In der dänischen Sprache gibt es zwar wie im Deutschen grundsätzlich die Unterscheidung zwischen „du“ und „Sie. Das „Sie“ wurde jedoch über die letzten Jahrzehnte immer weniger gebraucht und ist so gut wie abgeschafft. Heutzutage wird nur in einigen wenigen Branchen, in offiziellen Beschwerdebriefen oder als Marketingmaßnahme gesiezt. Auch Mitglieder des Königshauses werden gesiezt.
Tatsächlich steht die Sie-Form im Wirtschaftsverkehr also nicht zur Wahl. Ihr Gebrauch würde Ungleichheit und Distanz signalisieren und damit den dänischen Grundwerten widersprechen. Dementsprechend ist die Anrede mit dem Vornamen die einzige Möglichkeit der Anrede zwischen Dänen.
Zur Erläuterung eine kleine Anekdote: Ich wartete einmal beim Dänischen Fernsehen zusammen mit dem Klimaminister, ein wichtiger Mann in Dänemark, darauf, in die Maske gerufen zu werden. Eine Mitarbeiterin kam herein und sagte, sie solle Martin (den Minister Martin Lidegaard) abholen.
Mit ausländischen Kontakten wird entsprechend verfahren und die Anrede mit Vornamen gehört auch hier dazu. Gehen Sie auf jeden Fall darauf ein!
Kleidung schafft unerwünschte Distanz
Auf Deutsche wirken Dänen meist sehr lässig und locker. Das liegt teilweise am Kleidungsstil. Dieser ist deutlich informeller als in Deutschland. Innerhalb Dänemarks gibt es dann auch wieder Unterschiede: In Jütland fällt der Stil nochmal lockerer aus als in der Hauptstadt.
Hier sollten Sie beachten, dass auch Kleidung Distanz herstellen kann. Wenn Sie bei einem Gespräch in Jütland die dänische Kontaktperson in Jeans antreffen und selbst Maßanzug und silberne Manschettenknöpfe tragen, dann wird kein Gefühl der Gemeinsamkeit entstehen.
Wie immer gilt aber, dass man authentisch bleiben sollte. Ist man das nicht, wird es auch bemerkt. Gehört für Sie zum Beispiel die Krawatte zur Arbeitskleidung, dann tragen Sie sie durchaus auch zum Termin in Dänemark!
Kritik als Verbesserungsvorschlag betrachten
Wenn Dänen auch nicht viel um den heißen Brei herumreden und gerne sachlich und direkt sprechen, so sollten Sie sich mit direkter Kritik zurückhalten. Hier sind Dänen zwar einigermaßen direkt, Deutsche sind jedoch noch direkter.
Außerdem ist Dänemark eine Kooperations- und keine Wettbewerbsgesellschaft. Ein Gespräch sollte deshalb möglichst angenehm verlaufen und Gemeinsamkeiten betonen. Kritik wird in der dänischen Kommunikation zum positiven Verbesserungsvorschlag gewendet und immer an Prozessen, nie an einzelnen Personen festgemacht.
Beachten Sie dabei auch, dass Dänen große Improvisateure sind. Laufen die Dinge einmal nicht so wie geplant, dann macht man es fortan einfach anders. An solchen Korrekturstellen herbe Kritik zu äußern, wird nicht verstanden. Dänen entschuldigen sich dementsprechend auch seltener als Deutsche. Dass Dinge schiefgehen, ist meist kein Grund, sich zu entschuldigen.
Immer Danke sagen!
Dank ist hingegen ein wichtiger Teil der dänischen Kommunikation. Man bedankt sich fürs Meeting, dafür, dass der andere gekommen ist, für seine Antwort auf die E-Mail etc. Danken Sie lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.
Autor Reiner Perau ist Geschäftsführer der Deutsch-Dänischen Handelskammer in Kopenhagen. Seine vielseitigen Tätigkeiten im internationalen Bereich verhalfen ihm zu seinem heutigen Wissen. Er ist spezialisiert auf die interkulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark.