Höflich und herzlich: Kommunikation in Mexiko

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Für Mexikaner sind Höflichkeit und die damit verbundenen Umgangsformen extrem wichtig. Sie werden sagen, auch im deutschsprachigen Raum ist Höflichkeit für den ersten Eindruck entscheidend. Sicher! Allerdings grenzen die mexikanischen Umgangsformen für Augen und Ohren aus dem deutschsprachigen Raum manchmal schon an Unterwürfigkeit. Dabei kommt es aber nicht darauf an, auf welcher Hierarchiestufe man steht. Begehen Sie auf keinen Fall den Fehler, zu denken, dass der andere sich Ihnen unterordnet. Mexikaner sind sehr statusorientiert und achten genau darauf, ob man sie ihrem Status entsprechend behandelt.

Einen guten Eindruck machen Sie auch, wenn Sie häufig Dank, Lob und Komplimente aussprechen. Gründe dafür gibt es genug: Dass man Sie vom Flughafen abgeholt hat, dass alles hervorragend organisiert worden ist, das leckere mexikanische Essen, die eindrucksvolle Landschaft, etc.

Expressiv und emotional

Der mexikanische Kommunikationsstil ist expressiv und emotional. Positiven Gefühlen freien Lauf zu lassen, ist im Geschäftsleben erlaubt. Man fällt dem Gesprächspartner auch mal ins Wort, spricht gleichzeitig oder berührt den anderen am Handgelenk, Oberarm oder klopft ihm auf den Rücken. Schweigen ist für Mexikaner hingegen unangenehm. Menschen aus den deutschsprachigen Ländern empfinden diese Art der Kommunikation als (zu) lebhaft und laut. Des Weiteren verstärken Gestik und Mimik die Ausdrucksweise, was für Deutsche, Österreicher oder Schweizer oft übertrieben wirkt.

Wer so lebendig kommuniziert, auf den kann die deutschsprachige sachliche Zurückhaltung langweilig und monoton wirken. Dadurch, dass es für Sie höflich ist, den anderen ausreden zu lassen, egal wie hitzig die Diskussion gerade ist, warten Sie vielleicht auf eine Sprechpause Ihrer mexikanischen Partner. Diese kommt aber nicht und Sie werden vermutlich schweigen. Tun Sie das in einer Besprechung oder beim Abendessen zu lange, werden Mexikaner Sie vielleicht als arrogant, desinteressiert oder inkompetent wahrnehmen. Reden Sie also ruhig mal dazwischen!

Ein Nein kommt nicht gut an

Wegen der über allem stehenden Beziehungsorientierung pflegen viele Mexikaner trotz ihrer expressiven Art einen äußerst indirekten Kommunikationsstil. Man sagt ganz selten Nein oder äußert Kritik und Ablehnung, wie das im deutschsprachigen Geschäftsleben verbreitet ist. Mexikaner reagieren eher mit einer Erklärung, wenn sie eigentlich Nein meinen, in dem Sie z. B. sagen: ›Lo que pasa es que …‹ oder nur kurz ›Es que …‹ und dann kommt eine Erläuterung.

Viele deutschsprachige Geschäftsleute tendieren dann dazu, Mexikaner auf ein Ja oder ein Nein festzunageln. Seien Sie vorsichtig damit, denn Ihr mexikanischer Partner könnte dies als Blamage empfinden. Er würde sein Gesicht verlieren. Das wiederum gefährdet Ihr gemeinsames Vertrauensverhältnis maßgeblich!

Zustimmung und Ablehnung unterscheiden lernen

Darüber hinaus verwenden Mexikaner aus Höflichkeit – nicht etwa aus Unsicherheit! – viele Konjunktive und Füllwörter, wie z. B. ›vielleicht‹. Aus Ihrer Sicht reden sie um den heißen Brei herum. Und genau hier liegen potenzielle Missverständnisse.

Was denken Sie, wenn Ihr Gesprächspartner zu Ihnen sagt: ›Das ist nicht ganz so einfach‹ oder ›Ich schaue es mir noch einmal an‹? Vermutlich hören Sie darin schon fast eine Zustimmung und ganz und gar keine Ablehnung. Es kann jedoch gut sein, dass Ihr mexikanischer Partner genau diese soeben ausgedrückt hat.
Sie sollten bei der Bewertung einer mexikanischen Aussage immer den Kontext einbeziehen und abwägen, ob sie weiterhin Bestand haben kann.

Morgen – oder auch später

Ein typisches Missverständnis ist das sprichwörtliche ›mañana‹, wörtlich übersetzt: ›morgen‹. Gibt Ihnen jemand das Versprechen, eine Aufgabe bis mañana zu erledigen, wissen Sie aber gleichzeitig, dass die Person heute noch ein langes Meeting hat und dann schnell nach Hause zum Kindergeburtstag will, dann können Sie aus dem Kontext ersehen, dass die Aufgabe wahrscheinlich bis morgen eher nicht erledigt sein wird. ›Mañana‹ hat für Mexikaner viele Bedeutungen.

Natürlich kann tatsächlich ›morgen‹ gemeint sein. Die Bedeutung kann jedoch kontextabhängig auch ›bald‹, ›in nächster Zeit‹, ›nicht jetzt‹, mitunter auch ›gar nicht‹ sein.

Kritik andeuten und abfedern

Einen Geschäftspartner, Kollegen oder Mitarbeiter direkt zu kritisieren, womöglich sogar noch vor einer Gruppe, z. B. in einem Meeting, ist in Mexiko ein absolutes No-Go. Dabei spielt keine Rolle, ob die Kritik begründet ist oder wie sie vorgebracht wird.

Natürlich wird auch in Mexiko kritisiert. Aber Sie sollten dabei vorsichtig vorgehen und vor allem Hierarchien beachten. Ein Vorgesetzter kritisiert seine Mitarbeiter, ein Kollege jedoch nicht seinesgleichen und ein Mitarbeiter seinen Chef auf gar keinen Fall – und dies gilt besonders dann, wenn man noch kein verlässliches Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

Um Kritik auszusprechen, reicht es in Mexiko meist völlig aus, Andeutungen zu machen. Diese werden in der Regel genau verstanden. Außerdem ist es wichtig, dass Sie in einem Kritikgespräch immer auch positive Aspekte anführen und emotional verdeutlichen, dass Sie den anderen persönlich wertschätzen und seine Arbeit gut und kompetent finden.

Autorin: Alexandra Metzger –Die Diplom-Kulturwirtin Alexandra Metzger fokussiert ihre interkulturellen Seminare auf den spanisch- und portugiesischsprachigen Raum. Die vielfältigen Erfahrungen in verschiedenen Arbeitsbranchen spiegelt sich in ihrem breitgefächerten Repertoire wider.

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Über den Autor

Steffen Henkel

Geschäftsführender Gesellschafter der crossculture academy

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