Gute Führungskräfte fallen nicht vom Himmel

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„Wenn Führungskräfte lediglich so tun als ob sie führen, werden Mitarbeiter so tun als ob sie arbeiten.“ (Axel Salzsieder)

Es hört sich bizarr an, aber wiederholt wird mir zugetragen, dass die Drangsalierung von Mitarbeitern das Ziel vieler Führungskräfte zu sein scheint. In diesem Sinne als unterhaltsamer Beitrag für die Mittagspause: Ein kleiner Leitfaden zur effektiven Drangsalierung Ihrer Mitarbeiter!

  • Gängeln Sie Ihre Mitarbeiter. Je besser ausgebildet, je erfahrener, je hochdotierter diese sind, desto zielführender sind Management bis ins letzte Detail, absolutes Kontrollverhalten und die offensichtliche Bekundung mangelnden Vertrauens in deren Kompetenzen und Verstand.
  • Setzen Sie Anwesenheit mit Produktivität gleich. Vermeiden Sie Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeiten und Arbeitsorten. Mobiles Arbeiten fördert bekannterweise Faulheit bei Mitarbeitern. Ohne Aufsicht keine Arbeit! Messen Sie Produktivität nicht an erbrachten Leistungen oder Ergebnissen, sondern an körperlicher Anwesenheit im Unternehmen. Bei Mitarbeitern deren Aufgaben keine Anwesenheit erfordern, sondern von überall erledigt werden können, ist diese Maßnahme besonders effektiv.
  • Seien Sie unflexibel. Schrecken Sie nicht vor promptem Tadel oder Abmahnungen zurück. Vermeiden Sie klärende Gespräche. Besonders bei Vorkommnissen wie Bahn- oder Kitastreiks müssen Mitarbeiter begreifen, dass Unpünktlichkeit oder mobiles Arbeiten in keiner Weise toleriert wird. Betroffene Mitarbeiter werden Ihnen dies nie vergessen.
  • Verweigern Sie erforderliche technische Hilfsmittel. Ob es sich um den Ersatz des uralten, längst abgeschriebenen, defekten Diensthandys handelt oder um aktuelle Soft- oder arbeitserleichternde Hardware, stellen Sie Ihren Mitarbeitern Hürden auf, lassen Sie sich erst nach wochenlangen Diskussionen auf z.B. den Ersatz des Diensthandys ein. Am besten nach Anfordern mehrmaliger Gutachten der EDV-Abteilung. Besonders bei hochdotierten Mitarbeitern ist dies ein effektives Mittel zur Steigerung der Produktivität und zur effektiven Zeitnutzung.

Falls Ihnen diese Empfehlungen lächerlich oder irrwitzig erscheinen, dann ist die Wahrheit noch viel erschreckender. Jede dieser Empfehlungen basiert auf wirklichen Vorkommnissen und Handlungen. Beispiele mangelhafter Führung:

  • Der Vertriebler, der am anderen Ende der Republik wohnt, am Wochenende nach Hause pendelt. Ein Job der für mobiles Arbeiten, z.B. an Brückentagen, geradezu geschaffen ist, dessen neuer Teamleiter jedoch grundsätzlich Anwesenheitspflicht im Büro einführt.
  • Die Sachbearbeiterin, die aufgrund Bahnstreiks mehrmals ca. 30 Minuten zu spät zur Arbeit kommt und dafür eine Abmahnung erhält. Dies obwohl deren Vorgesetzte weiß, dass der Ersatzfahrplan der Bahn kein früheres Eintreffen ermöglicht und die Mitarbeiterin anbietet, die Zeit nachzuarbeiten.
  • Der erfahrene, gut ausgebildete, hochdotierte Projektmanager, der zwar „offiziell“ für seine Projekte die Verantwortung trägt, dessen Vorgesetzter ihm jedoch keinerlei Handlungsmöglichkeit oder Entscheidungsfähigkeit gestattet. Eine Führungskraft, die jedes Detail wissen und absegnen will, trotz der damit einhergehenden Zeit- und Ressourcenverschwendung.
  • Die vom Kitastreik betroffene Steuerberaterin, die während des Streiks teilweise mobil von Zuhause aus arbeiten will, weil sie keine komplette Alternativbetreuung für ihren Sohn findet. Obwohl sie alle Verpflichtungen dadurch hätte erfüllen können, wird ihr mobiles Arbeiten untersagt.

Die Resultate dieser Art „Führung“ liegen auf der Hand. Keiner der betroffenen Mitarbeiter wird für das Unternehmen aufs „Ganze“ gehen. Das jeweilige Engagement wird darunter leiden. Wer kann, wird möglicherweise den Arbeitgeber wechseln. „Dienst nach Vorschrift“ wird ein Resultat sein. Die „innere Kündigung“ ist vorprogrammiert. Keine dieser Alternativen wird sich zu Gunsten des Unternehmens auswirken.

Von der Top-Fachkraft zur mäßigen Führungskraft?

In vielen Unternehmen, ob Konzern, Mittelständler, Behörde oder Handwerksbetrieb, werden fachlich kompetente Mitarbeiter durch Beförderungen ausgezeichnet. Das ist eigentlich eine gute Sache. Jemand leistet erstklassige Arbeit und wird dafür belohnt. Nur, dann hat man meistens eine sehr gute Fachkraft, die zwar fachlich top ist, aber wenig oder nichts von Führung versteht. Die Führungskompetenz wird einfach vorausgesetzt. Aber, wie soll das funktionieren? Ein Vergleich wäre dieser:

Man stelle sich ein Sicherheitsunternehmen vor, dessen Mitarbeiter eventuell von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen. Würde dieses Unternehmen einem Mitarbeiter einfach eine Waffe in die Hand drücken mit der Aussage: „Wir setzen voraus, dass Sie schießen können“? Natürlich nicht! Der Vergleich scheint ja geradezu lächerlich. Aber, Mitarbeiter, denen wichtige Kompetenzen fehlen, können genauso „gefährlich“ für Unternehmen sein wie solche, die nicht an der Waffe ausgebildet sind und trotzdem eine Pistole im Gürtelhalfter tragen.

So ist es leider, der fachlich Kompetenteste wird in aller Regel Führungskraft. Womit dann das Desaster seinen Lauf nimmt: Das Unternehmen verliert seine beste Fachkraft und die Mitarbeiter werden unzufrieden oder noch schlimmer – drangsaliert.

Führungskräfte müssen ausgebildet werden

Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen, die Menschen die Führungskräfte werden oder werden sollen, entsprechend zu fördern und weiter zu bilden. Ihnen zu ermöglichen, wirklich Führen zu können, Vorbilder zu sein, auf die das Unternehmen stolz sein kann. Die auch ihren Mitarbeitern Chancen und Möglichkeiten aufzeigen. Dadurch entstehen zufriedene, produktive Mitarbeiter, die Unternehmen vorwärts bringen.

Kompetente Mitarbeiter und effektive Führungskräfte fallen nicht vom Himmel. Sie sind das Resultat stetiger Diagnostik, Potenzialanalyse und Weiterbildung.

Bild: ©123rf.com/gradt

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Über den Autor

Steffen Henkel

Geschäftsführender Gesellschafter der crossculture academy

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