Traditionelle Feste spielen in der chinesischen Kultur seit jeher eine große Rolle und werden mit vielen Vorbereitungen und Ritualen begangen. Lassen Sie sich von der chinesischen Feierlaune anstecken, Sie werden viel über China, seine Geschichte, Kultur und Traditionen erfahren.
Im Nachfolgenden erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten traditionellen Feste in China und Informationen über die zugehörigen Rituale und Gebräuche sowie Hintergründe.
Beachten sollten Sie die Feiertage auch deshalb, weil Sie häufig Einfluss auf das öffentliche Leben nehmen. Auch wenn Sie es zum Beispiel gewohnt sind, in China quasi rund um die Uhr einkaufen zu können, so ist dies zum Neujahrsfest nicht unbedingt der Fall, informieren Sie sich daher rechtzeitig.
Auch müssen Sie bedenken, dass Chinesen bestimmte Feiertage wie zum Beispiel das Neujahrsfest traditionell in der ursprünglichen Heimat verbringen und daher zu dieser Zeit enorme Reisewellen einsetzen. Tickets sind in der Regel schon früh ausgebucht oder sehr teuer, öffentliche Verkehrsmittel wie Busse überfüllt. Vermeiden Sie es am besten, zu diesen Stoßzeiten zu reisen und kümmern Sie sich gegebenenfalls frühzeitig um die Organisation. Gerade touristische Anziehungspunkte wie beispielsweise die Chinesische Mauer sind zu diesen Zeiten mehr als nur überlaufen, legen Sie den Besuch solcher Plätze nach Möglichkeit auf einen anderen Tag.
Chinesisches Neujahr (Frühlingsfest)
Unter allen traditionellen Chinesischen Festen ist das Frühlingsfest das wichtigste. Es richtet sich nach dem Mondkalender und fällt daher jedes Jahr auf einen anderen Termin. Gleichzeitig ist es der Beginn des chinesischen Jahres und steht jedes Jahr unter einem anderen Tierkreiszeichen.
Streng genommen dauert das chinesische Frühlingsfest über einen Monat lang. Natürlich haben aber auch die Chinesen nicht so lange frei, die staatlichen Ferien dauern sieben Tage. Nach wie vor ist es allerdings für jeden, der es irgendwie möglich machen kann, Tradition, das Fest in der Heimat mit der ganzen Familie zu verbringen, weshalb zu dieser Zeit die großen Reisewellen einsetzen. Für die lokalen Geschäfte ist die Zeit des Frühlingsfests Hochsaison.
In Verbindung mit dem Frühlingsfest gibt es eine Vielzahl von Bräuchen und Ritualen, von denen aber je nach Familie nicht mehr an allen festgehalten wird. Ähnlich wie bei uns an Weihnachten schmückt man zum Neujahr das Haus, deckt sich mit guten traditionellen Speisen und Lebensmittel ein und besorgt Geschenke. Zur traditionellen Dekoration gehören auf jeden Fall Spruchbänder an der Tür. Diese Kaligraphien auf rotem Papier bringen meist den Wunsch nach Glück, Gesundheit und Wohlstand für die jeweilige Familie im neuen Jahr zum Ausdruck. Außerdem werden mit derselben Absicht Bilder des Türgotts oder des Gotts des Reichtums aufgehängt.
Typisch ist auch das riesige Schriftzeichen für Glück, welches auf dem Kopf stehend an die Tür geklebt wird. Dies ist ein Wortspiel, auf Chinesisch werden die Ausdrücke für „Das Glück ist auf den Kopf gestellt“ und „das Glück hält Einzug“ nämlich gleich ausgesprochen. Außerdem werden rote Laternen, glücksbringende Neujahrsbilder und rote Scherenschnitte aufgehängt. Da die Farbe Rot in der chinesischen Farbsymbolik allgemein für Glück, Wohlstand und Reichtum steht ist es nicht verwunderlich, dass dies zum chinesischen Frühlingsfest die vorherrschende Farbe ist.
Am Silvesterabend, also dem Vorabend des chinesischen Neujahrsfestes gibt es ein großes ausgiebiges Familienessen, zu dem eine große Auswahl an verschiedenen leckere Speisen gereicht werden. In den meisten Familien wird man sich außerdem die große Neujahrsgala des nationalen Fernsehsenders CCTV ansehen.
Am darauffolgenden ersten Tag des neuen Jahres erhalten die Kinder Geldgeschenke in kleinen roten Umschlägen und man isst ebenfalls traditionelle Gereichte, in Nordchina sind dies kleine gefüllte Teigtaschen, Jiaozi, in Südchina sogenannte Neujahrskuchen.
Während der folgenden Tage besucht man Freunde, Verwandte und Bekannte und überbringt sich gegenseitig Geschenke und Glückwünsche für das neue Jahr.
Noch stärker als bei uns an Silvester gehört das Abbrennen von Feuerwerkskörpern zu den wichtigsten Bräuchen an Neujahr. Sie sollen böse Geister vertreiben und Glück herbei rufen.
Erst am 15. Tag des neuen Jahres geht das Fest mit dem Laternenfest als Abschluss wirklich zu Ende.
Totengedenktag (Qingming Jie)
Das Qingming Jie oder auch „Fest der reinen Klarheit“ wird in China am 4. oder 5. April gefeiert. Es entspricht vom Sinn her etwas dem Totengedenktag hierzulande. Man pflegt und schmückt die Gräber und gedenkt den Ahnen und verstorbenen Familienmitgliedern. Außerdem werden den Verstorbenen Opfergaben gebracht, wie beispielsweise Nahrungsmittel und Blumen, zündet Räucherstäbchen an und verbrennt Papiergeld, das sogenannte Totengeld, damit es den Verstorbenen im Jenseits an nichts mangelt. Vor allem im Süden Chinas werden auch andere Dinge aus Papier, wie zum Beispiel Kleidung verbrannt, damit sie ebenfalls den verstorbenen Ahnen zur Verfügung stehen sollen und diese den noch lebenden Verwandten gnädig stimmen sollen.
Zur Entstehung des Festes gibt es ebenfalls eine Überlieferung. Ein vor langer Zeit lebender Kronprinz mit dem Namen Zhong Er musste auf der Flucht vor einem Widersacher aus seinem Reich fliehen und sich mit einigen treuen Anhängern verstecken. In der Not schnitt sich sein treuster Begleiter, Jie Zitui, ein Stück Fleisch aus dem Oberschenkel, um seinen Herrn vor dem Hungertod zu bewahren.
Als Zhong Er nach langer Zeit König wurde und seinen Diener belohnen wollte, wollte dieser der Einladung nicht nachkommen. Zhong Er versuchte daher, ihn gewaltsam aus dem Wald und an den Hof bringen zu lassen und ließ daher den Wald abbrennen mit der Absicht, Jie Zihui so heraustreiben zu können. Er kam jedoch gemeinsam mit seiner Mutter bei diesem Brand ums Leben.
Zum Gedenken an seinen Tod werden zwei Tage vor dem Fest nur kalte Speisen gegessen, im übertragenen Sinne wird also das Herdfeuer gelöscht.
Tag der Arbeit
Der internationale Tag der Arbeit am ersten Mai wird auch in China mit einem gesetzlichen Feiertag begangen. Während hier früher drei Tage arbeitsfrei waren, die so genannte „goldene Woche“, die mit der Absicht eingeführt wurde, den Binnentourismus anzukurbeln, wurde die arbeitsfreie Zeit seit 2008 auf den Feiertag selbst reduziert und die anderen freien Tage umverteilt. Dadurch soll mehr Wert auf die traditionellen chinesischen Feste gelegt werden.
Drachenbootfest (Duanwu Jie)
Das Drachenbootfest, welches sich ebenfalls nach dem Mondkalender richtet, ist in China gesetzlicher Feiertag und findet traditionell am 5. Tag des 5. Monats statt. Nach der westlichen Kalenderrechnung fällt es meistens in den Juni.
Der Ursprung des Drachenbootfestes geht auf die Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. Chr.) zurück. Nach der Legende lebte zu dieser Zeit ein Gelehrter mit dem Namen Qu Yuan am Hof, der durch Intrigen anderer Hofbeamter vom Kaiser ins Exil verbannt wurde und seine Erlebnisse in Gedichten festhielt. In tiefer Trauer über das zerfallende Königreich, das nach und nach in die Hände der Qin-Dynastie fiel und aus Wut über Korruption und die Missstände ertränkte sich Qu Yuan im Fluss Miluo. Die ortsansässigen Fischer suchten in ihren Booten nach dem Leichnam des Dichters, da sie ihn aber nicht finden konnten wickelten sie Klebreis in Schilfrohr, welches sie ins Wasser warfen um die Fische davon abzuhalten den Leichnam zu fressen.
Am Tag des Drachenbootfests finden in Anlehnung an diese Überlieferung überall in China sogenannte Drachenbootrennen statt, Bootsrennen, bei denen die Teilnehmer zu rhythmischen Trommelschlägen in Drachenförmigen Booten um die Wette rudern.
Außerdem verschenkt und isst man an diesem Tag Zongzi, gefüllte Klebreisbällchen, die in einem Bambusblatt eingewickelt sind.
Mondfest/Mittelherbstfest (Zhongqiu Jie)
Nach dem chinesischen Mondkalender fällt das Mondfest auf den 15. Tag des 8. Monats (nach dem westlichen Kalender Mitte September bis Mitte Oktober), also auf die Mitte des Herbstes, weshalb es auch als Mittherbstfest bekannt ist. Wie die meisten der traditionellen chinesischen Feiertage geht auch das Mondfest auf eine Legende zurück, von der es mehrere verschiedene Versionen gibt. Einer Erzählung zufolge gab es im frühen China 10 Sonnen, die sich eines Tages sammelten und die Ernte verdorren ließen. Der Held der Geschichte, der Bogenschütze Hou Yi wurde zusammen mit seiner Frau Chang’e, der Nichte des Himmelskaisers auf die Erde geschickt, wo er auf einen Berg stieg, und neun Sonnen herunter schoss. Der letzten verbleibenden Sonne befahl er, jeden Tag auf- und unterzugehen.
Zum Dank erhielt Hou Yi ein Mittel zur Unsterblichkeit von einer Göttin, welches aber nicht er, sondern seine Frau Chang’e zu sich nahm. Als Preis für ihre Unsterblichkeit musste sie für alle Zeiten auf dem Mond leben. Aus Wut darüber wurde Hou Yi zum Tyrann, weshalb er schließlich getötet wurde.
In Gedenken an dieses Ereignis und aus Dankbarkeit für eine gute Ernte wird seitdem jedes Jahr das Mondfest begangen. An diesem Tag werden die traditionellen runden Mondkuchen gegessen, kleine runde Kuchen mit verschiedenen Füllungen, die symbolisch für das Zusammensein der ganzen Familie stehen. Außerdem werden gerne Pomelos verschenkt, die durch ihre runde Form Ähnlichkeit mit einem Vollmond haben sollen.
Nationalfeiertag
Der chinesische Nationalfeiertag am 1. Oktober wird mit drei arbeitsfreien Tagen begangen. Gefeiert wird die Gründung der sozialistischen Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 durch den sozialistischen Führer Mao Zedong. Anlässlich des Festes werden überall in China Paraden und Feiern abgehalten, die bekannteste findet wohl in Peking auf dem Platz des himmlischen Friedens statt. Außerdem werden die Straßen und Häuser mit der chinesischen Nationalflagge geschmückt, vielerorts werden beeindruckende Feuerwerks-Zeremonien abgehalten. Zu jedem „runden“ Jubiläum fallen die Feierlichkeiten noch pompöser aus.
Autorin: Theresa Kaut