Der große Unterschied zwischen Stereotypen und Vorurteilen

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Stereotypen und Vorurteile – um was geht es hier eigentlich? Unter beiden Begriffen versteht man zunächst das Vorhandensein einer bestimmten Annahme oder einer vorgeprägten Idee über eine Person oder eine Gruppe. Und beide sind konstituierend für den Menschen, denn letztlich muss jeder für sich die Komplexität der Welt reduzieren. Ohne diesen Vorgang würden wir mit allen Einzelinformationen hoffnungslos überfordert sein. Trotzdem besteht ein Unterschied zwischen Stereotypen und Vorurteilen. Und der liegt weniger darin, wie er zustande kommt, als vielmehr, wie damit umgegangen wird.

Unterscheiden lernen

Stereotype sind flexibel und lassen sich schnell den gegebenen Situationen anpassen. Das heißt, es erfolgt ein Abgleich zwischen der Vereinfachung und der Realität. Vorurteilen hingegen fehlt dieser Abgleich mit der Realität. Zudem sind sie oft von feindseligen Gefühlen geprägt. Sie wirken blockierend und verstellen uns daher die Möglichkeit, adäquat mit unserer Umwelt umzugehen. Dadurch wirken sie einschränkend bis destruktiv.

Auch wenn Stereotype uns bestimmte Sichtweisen erleichtern können, besteht generell natürlich die Gefahr, in ihnen zu verharren, wodurch sie sich zu Vorurteilen manifestieren. Ist man sich dieser Gefahr aber bewusst, können Stereotype bis zu einem gewissen Grad hilfreich sein, da sie letztlich ja nicht willkürlich aus der Luft gegriffen sind.

Stereotype sind hilfreich, wenn

  • sie bewusst angewandt werden, das heißt, wenn man sich bewusst ist, dass man eher Gruppennormen als das Verhalten einzelner Personen beschreibt.
  • sie eher beschreiben als bewerten. Das heißt, man geht von einem wahrscheinlichen Verhalten aus und bewertet dieses weder als gut noch als schlecht.
  • sie eine möglichst genaue Beschreibung des Gruppenverhaltens liefern. Das heißt, je mehr differenziert wird, desto genauer wird die Beschreibung – desto mehr verabschiedet man sich aber auch von der Stereotypisierung.
  • sie als eine vorläufige Information verstanden werden, die korrigiert bzw. angepasst werden, wenn unmittelbare Information über die Gruppe oder die Person gesammelt werden können.
  • sie veränderbar sind, d.h. sie sollen an weitere Beobachtungen und Situationen modifiziert werden, die sich mit den tatsächlichen Interaktionspartnern ergeben.

Bei Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen sind Stereotype also meist bereits präsent und helfen, die Komplexität der Wahrnehmungen und Informationen zu reduzieren. Im nächsten Schritt sollte jedoch der Abgleich mit den realen Erfahrungen erfolgen, damit sich Stereotype nicht etwa zu Vorurteilen verhärten. Im Prozess des interkulturellen Lernens gilt es daher, Stereotype zu relativieren und Vorurteile zu revidieren.

Autor Steffen Henkel

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Über den Autor

Steffen Henkel

Geschäftsführender Gesellschafter der crossculture academy

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