Missverständnisse im deutsch-spanischen Business-Talk
Auf Personen aus dem deutschsprachigen Raum wirkt die spanische Sprechweise sehr schnell und stakkatoartig. Es gibt nur wenige Sprechpausen. Spanier reden häufig gleichzeitig und fallen sich gegenseitig ins Wort. Schweigen empfinden sie hingegen als sehr unangenehm. Dadurch wirkt ihre Kommunikation lebhaft und laut. Die Expressivität wird in vielen Fällen von schlimmen Schimpfwörtern begleitet, die natürlich nicht wörtlich gemeint sind, aber für Geschäftspartner aus dem Ausland doch sehr irritierend sein können. Des Weiteren verstärken Gestik und Mimik die Kommunikation, was für Deutsche oft übertrieben wirkt.
Im Gegenzug besteht das Risiko, dass deutschsprachige Geschäftspartner von Spaniern als monoton und langweilig wahrgenommen werden. Eine weitere Gefahr ist, dass der deutschsprachige Partner aus Höflichkeit auf eine Sprechpause wartet, um etwas zu sagen. Diese Sprechpause ergibt sich aber nicht wirklich. Also schweigt er länger als beabsichtigt, was von spanischer Seite als Desinteresse oder Inkompetenz gedeutet wird. Scheuen Sie sich also nicht, auch einmal dazwischenzureden, Ihre spanischen Gesprächspartner werden das nicht als unhöflich, sondern eher als emotional beteiligte Reaktion werten.
Indirekte Aussagen richtig verstehen
Wegen der über allem stehenden Beziehungsorientierung pflegen viele Spanier einen vergleichsweise indirekten Kommunikationsstil. Man sagt nicht gleich ›Nein‹ oder äußert seinen Unmut, wie das im deutschsprachigen Geschäftsleben verbreitet ist. Und genau hier liegen potenzielle Missverständnisse.
Was denken Sie, wenn Ihr Partner zu Ihnen sagt ›Das klingt interessant‹ oder ›Ich werde sehen, was ich machen kann‹? Vermutlich hört sich das für Sie fast wie Zustimmung und auf keinen Fall wie Missbilligung an. Es kann aber gut sein, dass ein Spanier Ihnen genau Letzteres möglichst beziehungsschonend beibringen möchte.
Sie sollten bei der Bewertung einer spanischen Aussage also immer den Kontext einbeziehen und abwägen, ob sie weiterhin Bestand haben kann. Verspricht Ihnen jemand bis morgen einen Bericht, erwähnt aber gleichzeitig, dass er dazu noch Informationen aus einem anderen Geschäftsbereich benötigt, mit einem Kollegen im Ausland telefonieren muss und heute früher Schluss macht, dann können Sie aus dem Kontext ersehen, dass es mit dem Bericht morgen wohl eher nicht klappen wird.
Kritik nur andeuten
Einen Geschäftspartner, Kollegen oder Mitarbeiter direkt zu kritisieren, gilt in Spanien als unangebracht, auch wenn die Kritik vielleicht begründet ist und sachlich vorgetragen wird. Das heißt nicht, dass Sie nicht kritisieren dürfen. Aber meist reichen Andeutungen aus, damit die Kritik verstanden wird. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass in einem Kritikgespräch immer auch positive Aspekte lobend erwähnt werden und Sie Ihrem Gegenüber verdeutlichen, dass Ihnen das persönliche Verhältnis sehr wichtig ist. Zeigen Sie dem Geschäftspartner, Kollegen oder Mitarbeiter, dass Sie ihn persönlich schätzen. Kritik sollte immer unter vier Augen ausgesprochen werden und niemals in Anwesenheit anderer.
Autorin: Alexandra Metzger –Die Diplom-Kulturwirtin Alexandra Metzger fokussiert ihre interkulturellen Seminare auf den spanisch- und portugiesischsprachigen Raum. Die vielfältigen Erfahrungen in verschiedenen Arbeitsbranchen spiegelt sich in ihrem breitgefächerten Repertoire wider.
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