Multi-Kulti wird im heutigen demokratischen Südafrika mit viel Offenheit und globalem Denken gelebt. In der Rainbow Nation trifft man rund 70 Prozent Schwarzafrikaner, aber auch viele verschiedene ethnische Gruppen. 16 Prozent der Bevölkerung sind Weiße. Die Buren sind die Nachkommen der niederländischen Kolonialmacht. Sie nennen sich Afrikaners und sprechen Afrikaans. Die englischsprachigen Afrikaner sind Nachkommen der britischen Siedler. Rund zehn Prozent sind Coloureds, Bürger gemischter Abstammung. Die Ureinwohner, die Khoisan am Kap, machen weitere zehn Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Sie alle bringen ihre eigene kulturelle Prägung wie auch viele religiöse Glaubensrichtungen mit.
Insbesondere bei der Personalauswahl ist diese vielfältige ethnische Zusammensetzung des Landes von Bedeutung, so müssen Unternehmen Bewerber aus benachteiligten Bevölkerungsgruppen bei gleicher Qualifikation bevorzugt einstellen bzw. bestimmte Quoten erfüllen. Auch als ausländischer Unternehmer müssen Sie in der Projektarbeit stets die Frage genau beantworten können, wie Sie Ihre Projektmitarbeiter rekrutieren werden, wie sich ein südafrikanisches oder binationales Team zusammensetzen wird. Messen Sie diesen Fragen einen höheren Stellenwert bei, als Sie dies in Deutschland tun würden.
Ethnische Vielfalt berücksichtigen
Die ethnische Abstammung eines Südafrikaners macht sich aber auch in anderen Bereichen des Geschäftslebens bemerkbar. So werden Sie vielleicht den Eindruck gewinnen, dass Unternehmen, die von Schwarzafrikanern geführt werden, besonders stark ausgeprägte Hierarchien aufweisen. Oft trifft nur der Gründer und Eigentümer eine Entscheidung. Für Sie als deutscher Geschäftspartner gilt es dann, sich in zahlreichen Vorgesprächen langsam nach oben vorzuarbeiten. Bauen Sie zu allen Gesprächspartnern auf vorgelagerten Hierarchiestufen ein gutes persönliches Verhältnis auf, bis Sie zum endgültigen Entscheider weitergereicht worden sind. Ihr persönliches Auftreten und Ihre Vertrauenswürdigkeit sind dabei von hoher Bedeutung.
Zeit für Networking ist gut investiert
Im südafrikanischen Geschäftsleben spielt das Networking eine große Rolle. Beziehungen werden gut gepflegt, persönliche Treffen und der damit verbundene Vertrauensaufbau sind extrem wichtig. Daher macht es auch Sinn, bei neuen Geschäftspartnern stets beiläufig die Information fallen zu lassen, wen man alles in der Branche kennt, mit wem man beruflich zu tun hat. Bekannte Namen tragen zur persönlichen Vertrauenswürdigkeit bei. Investieren Sie also Zeit, um sich in Südafrika ein tragfähiges, repräsentatives Beziehungsnetzwerk aufzubauen. Sie werden nachhaltig davon profitieren.
Sensibles Kommunikationsverhalten
Die hohe Bedeutung der Beziehungsebene wird auch im südafrikanischen Kommunikationsverhalten deutlich. Kritische Worte wirken auf Südafrikaner sehr negativ, da sie das gute persönliche Verhältnis gefährden – sprechen Sie daher kritische Punkte keinesfalls direkt an und vor allem nicht vor anderen Personen. Sie kommen sehr viel weiter, wenn Sie viel loben und stets das Positive hervorheben. Kritisches können Sie dann gegebenenfalls sehr vorsichtig und dezent einfließen lassen.
Nutzenorientierte Präsentationen
Auch bei Präsentationen sollte stets das Gute im Vordergrund stehen. Zeigen Sie auf, welchen direkten Nutzen Ihr Produkt oder Ihr Projektvorhaben Ihren südafrikanischen Zuhörern bringt. Bieten Sie überzeugende Beispiele, nutzen Sie eine bildhafte Sprache mit vielen Metaphern und Analogien wie auch visuelle Mittel, mit deren Hilfe Sie die vielen Vorteile darlegen können. Nachteile sollten Sie aber nicht verschweigen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass Sie diese vorenthalten wollen. Ihre Glaubwürdigkeit ist von hoher Bedeutung.
Prinzipiell stehen Sie als Mensch im Zentrum Ihrer Präsentation. Schaffen Sie Nähe und Vertrauen, indem Sie eloquent etwas über sich erzählen, Ihre Verbundenheit zu Ihrem eigenen Unternehmen, Ihren Produkten und gleichermaßen zu Ihren neuen südafrikanischen Geschäftspartnern ausdrücken. Halten Sie Ihre Präsentation in einem angemessenen zeitlichen Rahmen, überfrachten Sie Ihre Folien weder mit unnötigen Effekten noch mit zu detaillierten Angaben. Verzichten Sie auf ausschweifende Erklärungen, sondern lassen Sie lieber Zeit für Fragen und Diskussionen, die Sie Ihren potenziellen Geschäftspartnern und ihren Meinungen näherbringen.
Hohe Wertschätzung entgegenbringen
Empfangen Sie eine Delegation aus Südafrika, achten Sie auf einen angemessenen Empfang. Insbesondere die gewählte Hotelkategorie ist von Bedeutung: Der höchste hierarchische Rang macht eine entsprechende Hotelkategorie erforderlich. Alles andere würde als Geringschätzung gewertet.
Für einen südafrikanischen Geschäftspartner kann auch eine Einladung zu Ihnen nach Hause – gerne mit der gesamten Familie – der alles entscheidende Faktor sein. Präsentieren Sie eine vielfältige Auswahl an aufwendig zubereiteten Speisen. Auch hier geht es um den Ausdruck Ihrer hohen Wertschätzung.
Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.
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