Kulturelle Unterschiede Mexiko

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Im Vergleich zu den lebhaften Brasilianern wirken Mexikaner auf Deutsche eher ernst und verschlossen. Ihre ausländischen Geschäftspartner empfangen sie jedoch mit der gleichen großen Herzlichkeit und Offenheit, die man aus anderen südamerikanischen Ländern gewohnt ist. Hat die Unterhaltung erst einmal begonnen, kommen auch die Mexikaner schnell in Fahrt. Wildes Gestikulieren und lautes Lachen gehören zu einer guten Unterhaltung einfach mit dazu. Der sehr freundschaftliche Umgang wird meist durch einen gewissen Körperkontakt unterstrichen, der den Deutschen auf Grund ihrer größeren sozialen Distanz allerdings oft Schwierigkeiten bereitet. Den Schritt zurück, wenn einem der mexikanische Gesprächspartner auf die Pelle zu rücken scheint, sollte man aber tunlichst unterlassen. Denn er signalisiert dem Gegenüber nur eines: Mißtrauen.

Harmonie und Freundlichkeit

Was in der mexikanischen Geschäftskultur vor allem zählt, ist eine harmonische Beziehung zwischen den Geschäftspartnern. Für eine gemeinsame Projektarbeit mit Mexikanern sollte also zunächst eine solide persönliche Basis angestrebt werden. Small Talk überwindet dabei bestehende Barrieren. Der Geschäftsgegenstand selbst gehört dabei nie an den Anfang einer Begegnung. Auf Grund der deutschen Sachlichkeit müssen Deutsche in Mexiko also stets über ihren Schatten springen und Zeit und Mühe in das gegenseitige Kennenlernen investieren. So gehört zu einer Freundschaft – und zu einem guten Verhandlungsstil – immer auch ein gutes Essen. Mexikaner laden ihre Geschäftspartner meist zu einer „Comida“ ein. Dieses gesellige Mittagessen kann sich bis in den späten Nachmittag hineinziehen. Deutsche Geschäftsleute sollten sich also viel Zeit nehmen – nicht nur für das Zelebrieren eines 5-Gänge-Menüs, sondern vor allem auch für unterhaltsame und lockere Gespräche. Darüber hinaus werden gerne offizielle Begrüßungsreden gehalten, die man als Gast dankend annehmen und erwidern sollte.

Wichtig ist außerdem, die Kontinuität der persönlichen Beziehungen aufrecht zu erhalten. Denn Mexikaner machen wie auch ihre südamerikanischen Nachbarn nur Geschäfte mit Freunden. Die guten persönlichen Beziehungen zwischen den Beteiligten sind grundsätzlich immer von größerer Bedeutung als das Projekt selbst. Auch ihre Loyalität besteht immer gegenüber einer Person und nicht gegenüber dem deutschen Unternehmen selbst. Wird der deutsche Ansprechpartner ausgetauscht, beginnen häufig die Verhandlungen wieder fast von ganz vorne.

Konfrontationen vermeiden

Freundlichkeit ist in Verhandlungen oder bei Geschäften mit Mexikanern das oberste Gebot. Direkte Kritik ist tabu. Konflikte und Konfrontationen werden vermieden. Eindeutiges Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist, ist ein langes Reden um den heißen Brei. Aber das Problem selbst wird von Mexikanern niemals direkt ausgesprochen werden. Die Gefahr eines Gesichtsverlusts oder einer verletzten Ehre wäre einfach zu groß. Sollte die deutsche Seite in ihrer direkten Art dennoch ein Problem auf den Tisch bringen, wird dieses von den Mexikanern so schnell wie möglich wieder heruntergefegt. Beharren die Deutschen auf einer Diskussion, wird das als sehr arrogant empfunden. Dies kann schnell das Ende der Verhandlungen bedeuten.

Nur das Hier und Jetzt zählt

Alle Vorhaben sollten in Mexiko großzügig geplant werden – nicht nur wegen des hohen Verkehrsaufkommen und den langen Fahrzeiten in Mexiko-Stadt. Auch die Treffen selbst dauern hier sehr viel länger als wir das in Deutschland gewohnt sind. Meist besteht auf der mexikanischen Seite ein sehr viel größeres Erklärungsbedürfnis. Jeder Punkt wird ausführlichst besprochen und überdacht. Zudem leben die Mexikaner strikt in der Gegenwart. Man nimmt sich daher für das laufende Treffen unbegrenzt Zeit, ohne weiter darüber nachzudenken, was danach auf dem Tagesplan steht. Spätere Verabredungen und Termine sind erst einmal bedeutungslos. Können sie eingehalten werden gut, wenn nicht, dann eben nicht. Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Daher wäre es für Deutsche auf Geschäftsreise in Mexiko äußerst verwerflich, während eines Meetings ungeduldig auf die Uhr zu schauen oder das Treffen gar abzubrechen, weil noch ein anderer Termin drängt.

Auch bei der Projektarbeit macht sich diese Gegenwartsbezogenheit bemerkbar. Mexikaner zeigen nur wenig Verständnis für detaillierte Zeitpläne. Termindruck können sie meist nicht nachvollziehen. Taucht ein Problem auf, werden eben kurzfristig verschiedene Lösungswege ausprobiert. Von einer langfristigen Planung einzelner Schritte hält man dagegen in der mexikanischen Geschäftskultur nur wenig.

Strenge Hierarchien

Mexikanische Unternehmen basieren auf strengen Hierarchien. Die Entscheidungsträger sind generell erst auf den höchsten Hierarchieebene anzutreffen. Die Unternehmensführer verfügen über eine persönliche Macht, die sie sichtbar ausüben müssen, um sie halten zu können. Mit diesem Hierarchiedenken einher geht eine wenig ausgeprägte Verantwortungsbereitschaft der Mitarbeiter für den eigenen Job. Man wartet eher auf schrittweise Anweisungen und Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Die Kontrolle der eigenen Arbeit durch den Vorgesetzten wird als selbstverständlich empfunden. Teamarbeit ist in mexikanischen Unternehmen eher ungewöhnlich.

Geschäftliche Verhandlungen können in Mexiko also nur mit den Ranghöchsten persönlich geführt werden, der widerum nur einen deutschen Gesprächspartner der gleichen hierarchischen Ebene akzeptieren wird – auch wenn auf deutscher Seite die Projektverantwortung vielleicht bei einem fachlich qualifizierten Projektteam liegt. Deutsche auf Geschäftsreise in Mexiko haben es außerdem häufig mit Partnern zu tun, deren soziale Stellung sehr viel höher angesiedelt ist als man sich das hierzulande vorstellen kann. Dies kann die Zusammenarbeit insofern erschweren, als dass die mexikanischen Manager über beinahe unbegrenzte Befugnisse verfügen und es dementsprechend nicht gewohnt sind, sich mit anderen zu einigen oder gegensätzliche Meinungen zu akzeptieren.
Lassen Sie sich in Mexiko auf eine innige Freundschaft ein, geben Sie ein wenig von sich preis und genießen sie vor allem das gemeinsame Essen. Dann steht auch der beruflichen Zusammenarbeit nichts mehr im Weg. Mit etwas Gelassenheit und Vertrauen in das mexikanische Improvisationstalent werden Sie außerdem in der Projektarbeit von der hohen Einsatzbereitschaft der Mexikaner überzeugt werden, zusammen mit Ihnen etwas auf die Beine zu stellen.

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Über den Autor

Steffen Henkel

Geschäftsführender Gesellschafter der crossculture academy

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