Kommunikationstipps für Kanada

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Canada National Flag Business Team Meeting Concept

Kanada ist zweisprachig, die Amtssprachen sind Englisch und Französisch. Aber nur in der Provinz Québec, Teilen von Neu-Braunschweig und in einigen Gebieten in Ontario, die an Québec grenzen, wird vorrangig Französisch gesprochen.

Kanadisches Englisch

Das kanadische Englisch wird sehr deutlich und langsam gesprochen. Vielen Leuten tönt es wie Amerikanisch im Ohr. In einigen wenigen Regionen wie etwa der Südküste von Neuschottland und auf Neufundland gibt es eine Färbung, die eher an das Britische bzw. Irische erinnert. Abgesehen davon gibt es zwischen Ost- und Westküste nur wenige regionale Unterschiede in der englischen Sprache.

Nichtdestotrotz haben die Kanadier – wie auch die Neuseeländer, Australier und Amerikaner – eine ganze Reihe Eigenheiten in ihr Englisch einfließen lassen. So wird zum Beispiel in Kanada gefühlt jeder zweite Satz mit einem „eh?“ beendet. Sie können diese Eigenheit ruhig imitieren, denn die Kanadier sind sehr stolz darauf. Es gibt sogar T-Shirts mit der Aufschrift „Canadian, eh?“

Kanadisches Französisch

Das kanadische Französisch bereitet dem ungeübten Ohr weitaus mehr Probleme. Durch die Trennung von Frankreich ab dem 18. Jahrhundert hat sich die Aussprache in Kanada anders entwickelt als in Frankreich. Vieles klingt daher ziemlich ungewohnt, wenn man nur ein wenig Schulfranzösisch kann.
Sollte Sie Ihre Geschäftsreise in die Provinz Québec und außerhalb der dortigen Großstädte führen, so vergewissern Sie sich im Vorfeld lieber, was die sprachlichen Erwartungen Ihrer Geschäftspartner sind. Die französische Sprache spielt für die Québecker eine identitätsstiftende Rolle. Wenn Sie Ihre Geschäfte auf Französisch machen können, wird dies von Kanadiern besonders honoriert. Ansonsten bringen Sie besser einen Dolmetscher mit. Generell sind Kanadier jedoch sehr weltoffen und geben sich viel Mühe, wenn sie merken, dass man sie nicht versteht.

Direkt, aber mit Zurückhaltung

Der kanadische Kommunikationsstil ist klar, präzise und direkt. Gegen sachliche und konstruktive Kritik ist nichts einzuwenden, allerdings bevorzugen Kanadier eine Kombination aus Mäßigung und Harmonie. Falls Sie es von Geschäftsterminen in den USA gewöhnt sind, mit harten Bandagen zu kämpfen, sollten Sie dies in Kanada lieber vermeiden. Direktheit wird im kanadischen Geschäftsleben zwar geschätzt, jedoch bemühen sich die Kanadier, bei aller Offenheit, immer um ein gewisses Maß an Höflichkeit und Zurückhaltung.

Zwischen dem anglophonen und dem frankophonen Teil Kanadas werden Sie Unterschiede im Kommunikationsstil feststellen. Tendenziell drücken sich die französischsprachigen Kanadier expressiver und lebhafter, aber auch sehr viel indirekter aus als die englischsprachigen Kanadier.

Wenig Mimik und Gestik

Die non-verbale Kommunikation spielt in Kanada eine vergleichsweise geringe Rolle. Kanadier verwenden in der Regel keine ausladenden Gesten. Auch mit Berührungen gehen sie in der Öffentlichkeit eher sparsam um und benötigen einen Abstand zum Gesprächspartner von mindestens einer Armlänge, um sich wohlzufühlen. Körperkontakt ist eigentlich nur beim Handschlag zur gegenseitigen Begrüßung erwünscht. Falls man sich versehentlich anrempelt, sagt man auf jeden Fall „Entschuldigung“, ganz gleich, ob man Schuld am Zusammenstoß ist oder nicht.

Was von Bedeutung ist, ist jedoch, dass man seinem Gesprächspartner in die Augen sieht. Direkter Blickkontakt wird in Kanada mit Aufrichtigkeit und Offenheit gleichgesetzt.

Im Übrigen gilt es als äußerst unhöflich, sich bei Tisch die Nase zu putzen oder den Kellner im Restaurant mit einer auffälligen Handbewegung an den Tisch zu winken.

Tipps für den Small Talk

Kanadier führen Small Talk, um die Beziehungsebene zu stärken. In der Regel dauern diese lockeren Gespräche aber nur ein paar Minuten.

Auf die Einstiegsfrage „How are you?“ reicht als Antwort etwas wie „I am very well, thank you“ vollkommen aus – es handelt sich um eine reine Floskel, auf die niemand eine detaillierte Antwort erwartet. Auf ein kanadisches „Danke“ sollten Sie übrigens immer reagieren, also zum Beispiel mit der Antwort „You’re welcome”.

Gute Gesprächsthemen für den Small Talk sind neben dem Wetter, das in Kanada ja besonders im Winter sehr extrem sein kann, vor allem Reisen, Hobbies und Sport. Lassen Sie sich über die kanadischen Nationalsportarten auf den neuesten Stand bringen. Eishockey ist besonders wichtig, denn Kanada gilt als Mutterland des modernen Eishockeys. Im Westen Kanadas ist zudem Curling als Wintersportart bedeutsam. Die beliebtesten Sportarten im Sommer sind American oder Canadian Football, aber auch Baseball und Basketball.

Womit Sie gegenüber Englischkanadiern lieber vorsichtig sein sollten, ist das Thema Québec. In der Vergangenheit haben die Unabhängigkeitsbestrebungen der französischsprachigen Provinz immer wieder für Unruhen in der kanadischen Gesellschaft gesorgt. Wenn Sie Geschäfte in Québec machen, werden Sie um dieses Thema vielleicht nicht herumkommen, aber Sie sollten Ihre Ansichten äußerst vorsichtig und zurückhaltend diskutieren.

Genauso heikel sind Vergleiche zwischen Kanada und den USA. Englischkanadier, vor allem im Süden Ontarios oder in den Atlantikprovinzen, vergleichen sich selbst kulturell lieber mit den Briten als den US-Amerikanern. Begehen Sie bloß nicht den Fehler und betrachten Kanada als einen Abklatsch der USA! Auch wenn Ihnen vieles auf den ersten Blick vielleicht sehr US-amerikanisch vorkommt, unterscheidet sich Kanada doch ganz wesentlich von den USA. Die kanadische Gesellschaft ist liberaler und sozialer als die amerikanische. So finden sich in der gemäßigten Außenpolitik und dem sozialen Gesundheitssystem viel eher Parallelen zu Europa als zu den USA. Und während die USA gerne als Schmelztiegel der Kulturen bezeichnet wird, sieht die kanadische Verfassung vor, dass jede ethnische Gruppe das Recht hat, ihre Identität zu bewahren. Dies wird als „kulturelles Mosaik“ bezeichnet.

Deshalb spielt politische Korrektheit in Kanada eine wichtige Rolle. Es ist z.B. nicht angebracht, jemanden im Gespräch nach seiner Herkunft zu fragen, es sei denn die Person bietet diese Information von sich aus an. Oder Sie werden oft das neutralere „Happy Holidays“ anstatt „Merry Christmas“ hören. Achten Sie daher beim Small Talk mit Kanadiern darauf, dass Sie sich entsprechend neutral verhalten.

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. FrauKoll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.

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Über den Autor

Steffen Henkel

Geschäftsführender Gesellschafter der crossculture academy

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