Wie in beinahe jeder Kultur gehört es auch in Indien zum gesellschaftlichen Leben, die verschiedenen Feste und Feiern mit den dazugehörigen Traditionen und Bräuchen zu begehen. Was Indien aber von vielen anderen Kulturen unterscheidet und auch den Aspekt des „Feste Feierns“ beeinflusst, ist die Vielzahl der verschiedenen Glaubensrichtungen, die in Indien zusammenleben. So gibt es neben der größten Gruppe, der Hindus, auch viele Muslime, Christen, Sikhs, Jains, Buddhisten, Bahais und Parsen.
Zusätzlich zu nationalen und regionalen Feiertagen bringt jede Glaubensrichtung ihre eigene Feierkultur ein. Informieren Sie sich daher, welche Feiertage in Ihrer indischen Zielregion, Ihrer Stadt oder Ihrem Unternehmen begangen werden und was es für Sie in diesem Zusammenhang zu beachten gibt.
Im Folgenden stellen wir Ihnen einige der indischen Feiertage genauer vor, um Ihnen einen kleinen Einblick in die ausgeprägte indische Feierkultur zu geben.
Diwali
Das Diwali-Fest gehört zu den größten Feierlichkeiten der Hindus. Insgesamt dauert es fünf Tage, den Höhepunkt stellt der dritte Tag mit dem sogenannten Lichterfest dar. Das genaue Datum ändert sich von Jahr zu Jahr, da es jeweils nach der Position des Mondes errechnet wird.
In den verschiedenen Regionen Indiens wird Diwali unterschiedlich begangen, es gibt unterschiedliche Bräuche und Rituale und auch verschiedene mythologische Bezüge. Eine Vielzahl an Legenden und Überlieferungen wird in Zusammenhang mit dem Diwali-Fest gesetzt. Die Grundintention des Festes ist allerdings überall gleich: Man feiert den Sieg des Guten über das Böse, des Lichts über das Dunkle.
Eine wichtige Tradition ist das Entzünden vieler kleiner bunter Lampen, heutzutage auch bunter Lichterketten. Mit dem Anzünden dieser Lampen wird die Huldigung der Götter verbunden, man dankt für Gesundheit, Wohlstand, Wissen, Frieden, Ruhm und Tapferkeit. Mit derselben Intention werden auch Räucherstäbchen abgebrannt, Kerzen entzündet und spektakuläre Feuerwerks-Zeremonien abgehalten. Licht als Symbol für das Gute auf der Welt wird als Geschenk Gottes anerkannt und geschätzt.
Aus Anlass des Festes werden am ersten Tag überall in Indien die Häuser dekoriert, man besucht und beschenkt sich gegenseitig mit Süßigkeiten und Grußkarten. In der Nacht vom ersten auf den zweiten Tag gibt es außerdem den Brauch, ein Bad mit verschiedenen Ölen und anderen Essenzen zu nehmen.
Die Symbolik der Geschenke ist vergleichbar mit den westlichen Weihnachtsgeschenken, man drückt damit Liebe, Verbundenheit und Zuneigung aus. Während traditionell Nahrungsmittel, Dekoration und selbstgemachte Süßigkeiten verschenkt wurden, sind heute auch Gebrauchsgegenstände, Kunst, Schmuck und ähnliche Dinge üblich.
Der dritte Tag des Festes ist der Göttin Lakshmi, der Glücksgöttin, gewidmet. Man sagt, dass sie nur in Häuser kommt, die mit Lichtern dekoriert sind.
Ein anderer weitverbreiteter Brauch zu Diwali ist das Glücksspiel, besonders in Nord-Indien ist diese Tradition sehr ausgeprägt. Die Tradition ergibt sich ebenfalls aus einer Legende, die von der Göttin Parvarti handelt. Der Sage nach spielte sie mit ihrem Mann, König Shiva, ein Würfelspiel und sie erließ, dass jedem, der an diesem Tag am Glücksspiel teilnahm, das gesamte Jahr über Glück beschieden sei.
Am vierten Tag des Festivals werden Krishna und Vishnu verehrt, gleichzeitig wird er als erster Tag des neuen Jahres gesehen. Nach der Tradition schwenken Ehefrauen ein Tablett mit Lichtern um die Köpfe der Ehemänner, um für ihn den Segen zu erbitten.
Der letzte Tag steht im Zeichen der Brüder und Schwestern, sie versprechen sich, sich gegenseitig zu beschützen und die Schwester segnet ihren Bruder mit dem Licht.
Holi Fest
Das Holi-Fest, das indische Frühlingsfest, ist auch als Fest der Farben bekannt. Es dauert auf jeden Fall zwei, in manchen Gegenden Indiens sogar bis zu zehn Tage.
Obwohl viele Feste in Indien sehr bunt und fröhlich sind, ist Holi wohl das farbenfrohste, ausgelassenste. Es wird zu Ehren Krishnas und Kamas gefeiert und wird manchmal sogar mit dem deutschen Fasching verglichen, denn wie bei diesem spielen soziale Unterschiede zu Holi quasi keine Rolle.
Man bewirft sich gegenseitig mit farbigem Pulver und spritzt mit Wasser, außerdem bemalt man sich die Gesichter farbig. Diese Pulver wurden früher aus Blüten und Heilkräutern hergestellt, heute werden die Farben aber meist künstlich hergestellt. Nach wie vor bleibt aber die sakrale Bedeutung der Tradition erhalten, beispielsweise werden die Farben oft geweiht, bevor sie zum Einsatz kommen.
Zur Herkunft des Holi-Fests gibt es verschiedene Überlieferungen. Der Legende nach ist der Ausgangspunkt ein Streit zwischen dem Dämonenvater Hiranyakashyap und seinem Sohn, weil der Vater vom Sohn angebetet werden will, dieser seine Gebete aber nur an den Gott Vishnu richtet. Der Vater versucht daraufhin wiederholt, den Sohn zu töten, was aber Vishnu vereitelt. Daraufhin befiehlt der Vater seiner Tochter Holika, die einen besonderen Feuerschutz hat, mit ihrem Bruder ins Feuer zu steigen und ihn so zu töten. Mit Vishnus Hilfe überlebt der Sohn aber auch diesen Angriff und nur die Schwester Holika verbrennt.
Durch das Verbrennen von Strohfiguren und Bildern gedenkt man am Holi-Fest diesem Ereignis und feiert den Sieg des Guten über das Böse.
Ganesh Chaturthi
Das Ganesha Fest wird in Indien zu Ehren des Gottes Ganesha gefeiert. Ganesha wird mit dem Kopf eines Elefanten dargestellt und steht im Hinduismus für Weisheit und Wohlstand. Am Tag des Festes begeht man in Indien seinen Geburtstag. Typischerweise fällt der Tag in den Zeitraum zwischen Ende August und Anfang September.
Zur Tradition gehört es, in Häusern und an Plätzen des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens Statuen und Figuren der Gottheit aufzustellen, die eine Größe von bis zu 30 Metern aufweisen können. Sie werden in Gottesdiensten der Gläubigen angebetet und verehrt.
Gefeiert wird mit Musik, Tanz und Gesang, am letzten Tag des Festes werden die Statuen in fröhlichen Prozessionen verabschiedet, ans Wasser getragen und darin versenkt.
Autorin: Theresa Kaut