Business in den USA: Think big!

Dies äußert sich beispielsweise in der Projektplanung. In den USA wird erst ein großes Ziel formuliert. Dann setzt man sich hin und überlegt kurz, wie das Ziel erreicht werden kann. Eine detaillierte Planung der einzelnen Schritte bleibt dabei aus. In Deutschland backt man hingegen lieber kleine Brötchen. Das große Ziel wird von Anfang an in Teilziele zerlegt. Der Weg dorthin wird genau durchdacht und geplant. Probleme sollen durch Achtsamkeit und Voraussicht möglichst vermieden werden. Die große Vision ist daher den meisten Deutschen letztlich zu risikoreich. Sie wird oft im Vorfeld verworfen, vor allem dann, wenn sich mühsam gesammelte Einzelinformationen zu einem gefährlichen Szenario zusammenfügen. Da erfreut man sich lieber an realistischen Meilensteinen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht werden können. Die amerikanischen Macher legen stattdessen einfach los und reagieren auf auftauchende Probleme flexibel und kreativ. Ihre Devise lautet: Think big!

Deutsche im Umgang mit amerikanischen Geschäftsleuten haben schnell das Gefühl, dass diese viel zu impulsiv agieren und sich möglichen Stolpersteinen nicht bewusst sind. Nicht selten scheint ihre offensichtliche Herangehensweise weder Hand noch Fuß zu haben. Diese Unsicherheit will man in Deutschland nicht in Kauf nehmen. Amerikaner denken hingegen von ihren deutschen Projektpartnern, dass sich diese zu lange an unnötigen Details aufhalten und lieber planen als handeln. Das wird oft als Negativhaltung verachtet. Warum halten sich die Deutschen nur an diesen kleinteiligen Details auf? Think big!

Think big in der Sprache …

Dieser kulturelle Unterschied zwischen Deutschen und Amerikanern macht sich auch in der Sprache bemerkbar. Amerikaner benutzen beispielsweise das Wort „problem“ so gut wie überhaupt nicht. Stattdessen begegnen sie höchstens „challenges“ (Herausforderungen), die es zu überwinden gilt. Während Deutsche gerne ihren Bedenken klar Ausdruck verleihen, sehen Amerikaner darin „ a couple of issues“ oder ein „slight concern“ – mehr aber auch nicht. Sie richten den Fokus auf das Große Ganze und nicht auf einzelne Hürden auf dem Weg dorthin. Think big!

Gleichermaßen wird Zustimmung nicht etwa nur von Adjektiven wie „very nice“ oder „ very good“ begleitet. Ein Projektergebnis, das lediglich gut ist, interessiert in den USA niemanden. Im Gegensatz zur eher sachlichen Kommunikationsweise der Deutschen zeigen Amerikaner Begeisterung. Daher gilt es, in der Kommunikation mit Amerikanern eine andere Abstufung zu berücksichtigen: Das Wort „good“ drückt in den USA nicht mehr als ein Mittelmaß aus. Wenn etwas als „very good“ bezeichnet wird, ist das also kein besonders großes Lob. Finden Sie etwas gut, sagen Sie mindestens „That’s great“. Ist etwas sehr gut, müssen Sie dicker auftragen. Benutzen Sie starke Adjektive wie „hervorragend“ oder „außerordentlich“. Sprechen Sie also von „brilliant achievements“, „a fabulous outcome“, „an outstanding team work”, “an excellent report” oder „fantastic results“. Think big!

Dabei kommen sich Deutsche oft komisch vor und haben das Gefühl, zu übertreiben. Aber die typisch deutsche Sachlichkeit oder auch Ehrlichkeit wird von Amerikanern als grob unhöflich empfunden. Ehe sie also sagen, was Sie denken, oder gar an einer amerikanischen Vision Kritik üben, weil Sie Schwachstellen im Projektplan gefunden haben, sollten Sie besser erst viele positive Dinge erwähnen, ehe sie dann ganz vorsichtig ihre Bedenken formulieren. Ihr Fazit sollte jedoch immer optimistisch klingen. Es heißt also nicht nur Think big!, sondern auch Think positive!


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… und in der Werbung

Auch im Marketing verschafft sich diese amerikanische Denke Ausdruck. In der Regel basieren amerikanische Kampagnen auf ausdrucksstarken Statements und Bildern. Knalligere Farben, utopische Versprechungen. Unterfüttert wird das Ganze häufig mit dem typischen Patriotismus und Stolz. Geld und Konsum sind in den USA höchst angesehen – man darf alles, was man hat, zur Schau stellen. Den Reichtum der anderen sehen die meisten Amerikaner als Erinnerung daran, dass auch sie es schaffen können, alles haben können: Think big!

Think big, work hard!

Bestätigung und Lob sorgen in den USA zusätzlich für Motivation, die eigene Vision zu verwirklichen. Ein hohes Engagement der Mitarbeiter wird daher nicht nur über finanzielle Anreize, sondern auch über die stetige Aussicht auf eine Beförderung erreicht. Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornen. Fehler werden toleriert, solange man daraus lernt. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird davon ausgegangen, dass prinzipiell jeder in jedem Job erfolgreich sein kann. Ehrgeizige Ziele sind eine Grundvoraussetzung, um über sich selbst hinauszuwachsen. An Vorbildern mangelt es ebenfalls nicht, von Henry Ford bis Mark Zuckerberg geben amerikanische Helden den nötigen Ansporn: Think big, work hard!

Und so lassen sich in den USA steilere Hierarchien beobachten als in deutschen Unternehmen. Die, die es bis nach ganz oben geschafft haben, sind vergleichsweise mächtig. Sie können Entscheidungen relativ frei treffen. Zwar werden die Meinungen der untergeordneten Ebenen eingeholt, aber es wird nicht nach Konsens gesucht. Letztlich sind es die Visionäre, die in amerikanischen Unternehmen Stufe für Stufe aufsteigen und schließlich den Ton angeben. Was Sie auf ihrem langen Weg nach oben begleitet und dort hält, ist letztlich eines: Think big!

Autorin: Katrin Koll Prakoonwit – Bevor sie sich als Journalistin selbständig machte, schrieb Katrin Koll Prakoonwit Länderanalysen für die FAZ. Heute arbeitet sie für Publikationen verschiedener Beratungsunternehmen und Verlage. Frau Koll Prakoonwit lebt in Reading, Berkshire, bei London.

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